Herbert Popp: Bayreuth - neu entdeckt. Ein stadtgeographischer Exkursionsführer. Bayreuth 2007. 384 S.

Es gehört zu den Traditionen der Deutschen Geographentage, dass gleichsam als Teil des Tagungsangebotes ein "Exkursionsführer" zum Veranstaltungsort und seiner Region vorgelegt wird. Das hier anzuzeigende Werk über Bayreuth, den Ort des Geographentages 2007, steht ganz in dieser Tradition und weicht dennoch in mancherlei Hinsicht von den entsprechenden Publikationen der Vergangenheit ab. Der Band hat nicht nur einen einzigen Autor und erscheint damit "wie aus einem Guss", er ist darüber hinaus allein der Stadt Bayreuth gewidmet und blendet die weitere Region Oberfranken vollständig aus.

Brigitte Young (Hg.): Die Politische Ökonomie des Dienstleistungsabkommens (GATS). Gender in EU und China. Baden Baden 2007 (= Internationale Politische Ökonomie, 6). 304 S.

Der Band ist das Ergebnis eines einjährigen, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekts, dem eine längere Phase der Exploration und der konzeptionellen Vorbereitung vorausging. Die Studie versteht sich als Teil feministischer Anstrengungen in Sachen "Engendering der Makroökonomie", wie sie mit der Gründung der International Association for Feminist Economics (IAFFE) im Jahre 1992 mit ihrem 1997 als herausragend innovativ preisgekrönten Journal Feminist Economics akademisch institutionalisiert ist.

Aram Ziai: Globale Strukturpolitik? Die Nord-Süd-Politik der BRD und das Dispositiv der Entwicklung im Zeitalter von Globalisierung und neuer Weltordnung. Münster 2007. 319 S.

Die Entwicklungspolitik Deutschlands beansprucht nach dem Ende des Kalten Krieges und beschleunigt seit dem rotgrünen Regierungsantritt, globale Belange zu berücksichtigen. Die Herkunft und Umsetzung dieses Ansatzes zeichnet Aram Ziai in seinem Buch "Globalen Strukturpolitik" nach, das auf der an der Universität Kassel entstandenen Habilitationsschrift des Verfassers beruht. Sein Erkenntnisinteresse ist dabei auf die Struktur der Konzepte und Begründungsformen von Entwicklungspolitik gerichtet.

Jens Kastner und Luz Kerkeling (Hg.): Fehlentwicklungen. Texte zur Kritik an der Entwicklungspolitik in Lateinamerika. Münster 2007. 47 S.

Die Broschüre dokumentiert Beiträge, die im Rahmen eines Seminars am Zentrum für Lateinamerikaforschung der Universität Münster entstanden sind, und beabsichtigt, "die studentische Wissensproduktion ernst zu nehmen" (2) und nicht in den Schubladen der Lehrenden verstauben zu lassen - ein sehr begrüßenswertes Anliegen, das sich jedoch fragen lassen muss, ob es den Beteiligten nicht etwas zu viel aufgebürdet hat. Doch dazu später. Inhaltlich geht es nach zwei einleitenden Aufsätzen um soziale Bewegungen, Entwicklungsprojekte und multinationale Konzerne in Lateinamerika.

Wilfried Kiel: Omuramba Omatako. Dornige Pfade in Südwest-Afrika. Hg. Von Andreas Dittmann.  Bonn u.a. 2008. 392 S.

Das Buch erzählt die Geschichte von Wilfried Kiel, der vor mehr als neun Jahrzehnten auf einer Farm in der damaligen Kolonie "Deutsch-Süd-West-Afrika" geboren wurde. Die Familie des im Busch Aufgewachsenen übersiedelte nach dem Scheitern der elterlichen Farm am Waterberg nach Deutschland und dann in neuer Zusammensetzung wieder zurück nach Windhoek. Hier machte Wilfried Kiel sein Abitur und erhielt ein Stipendium zum Medizinstudium in Deutschland, wo ihn der Krieg einholte und die Nachkriegsjahre festhielten. Sein großer Traum von einer Rückkehr und Wiederansiedlung in Namibia erfüllte sich nicht.

Bob Jessop und Ngai-Ling Sum: Beyond the regulation approach. Putting capitalist economies in their place. Cheltenham u.a. 2006. 479 S.

Das Buch reflektiert die vor allem von Bob Jessop in den letzten 20 Jahren geleistete Auseinandersetzung mit der Regulationstheorie. Es basiert größtenteils auf bereits geschriebenen Artikeln, ist aber mehr als ein Sammelband: Es ist zum einen der - meines Erachtens gelungene - Versuch einer systematischen und umfassenden Aufarbeitung (der Kritik an) der Regulationstheorie. Es werden insgesamt vier Generationen der Regulationstheorie identifiziert, wobei jede neue "Generation" bestimmte Theoreme weiterentwickelt. Zum anderen bleiben Jessop und Sum nicht bei dieser Kritik stehen, sondern entwickeln ihr eigenes, post-disziplinäres Forschungsprogramm.  

Ariane Leendertz: Ordnung schaffen. Deutsche Raumplanung im 20. Jahrhundert. Göttingen 2008 (Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts 7). 459 S.

Die Raumplanung in Deutschland wird in den vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend von europäischen Vorgängen beeinflusst und aus einer europäischen Perspektive gestaltet. Insbesondere durch diese Verflechtung mit der übergeordneten Politikebene ist die Raumplanung im Deutschland des 20. Jahrhunderts ein Gegenstand der historischen Betrachtung geworden.
Ariane Leendertz  hat nun in ihrer Tübinger Dissertation den ersten zusammenhängenden Überblick über diese Geschichte erarbeitet. Bislang haben sich historische Arbeiten vor allem der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet, in die die Institutionalisierung der Raumplanung auf Reichsebene fiel und in der die Raumplanung massiv als wirtschaftspolitisches Instrument im Altreich und als Herrschaftsinstrument der Germanisierungspolitik in Osteuropa aufgebaut wurde.

Johannes Wallacher und Mattias Kiefer (Hg.): Globalisierung und Armut. Wie realistisch sind die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen? Stuttgart 2006. 141 S.

Der vorliegende Band dokumentiert die Referate und Diskussionsbeiträge eines Symposions der Rottendorf-Stiftung an der Münchener Hochschule für Philosophie. Die vier Referate befassen sich mit dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: Entwicklungsökonomie, Sozialwissenschaft, analytische Moralphilosophie und Entwicklungspolitik.  
Der entwicklungsökonomische Beitrag von Stephan Klasen diskutiert die Frage, "inwiefern die ökonomischen Bedingungen der Globalisierung Armutsminderung fördern oder behindern und wie durch geeignete Maßnahmen im Rahmen der Globalisierung oder der Entwicklungspolitik Armutsminderung ermöglicht werden kann" (1). Er definiert Globalisierung als zunehmende Integration von Märkten und Armut pragmatisch über die Ein-Dollar-pro-Tag-Grenze der Weltbank.

Gerlis Fugmann: Wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven von Nationen der Vierten Welt. Eine Untersuchung am Beispiel der indigenen Bevölkerung Nunavuts. Berlin 2008 (Beiträge zu interdisziplinären Studien in Ländern des Südens 3). 126. S.

This treatise, based on the author's master's thesis in geography, focuses on the perspectives of modern socio-economic developments for Fourth World Nations and especially for the aboriginal population, the Inuit, in the Territory of Nunavut in arctic Canada. Since the early 1970s the term 'Fourth World' has been used by  Canadian aboriginals to describe the particular situation of indigenous peoples - First Nations - encapsulated in modern industrialized nation-states that emerged from former colonies.

Martha Zapata Galindo: Der Preis der Macht. Intellektuelle und Demokratisierungsprozesse in Mexiko 1968-2000. Berlin 2006. 339 S.

Als Instanz der Kritik mit hinreichend Abstand zur Staatsmacht, so sehen sich die Intellektuellen gern selber. Dieses Selbstbild, theoretisch ausgefeilt und praktisch gelebt von Jean-Paul Sartre, prägte die Kulturschaffenden nicht nur in Europa bis ins späte 20. Jahrhundert. Dass das Bild von dem/der kritischen Außenstehenden insbesondere in Mexiko ein Mythos war, beschreibt Martha Zapata Galindo in einer ausführlichen Studie.

Muna Ndulo (Hg.): Democratic Reform in Africa. Its Impact on Governance and Poverty Alleviation. Oxford 2006. 304 S.

In der Flut von Publikationen zu good governance soll hier in den Worten des Herausgebers schwerpunktmäßig danach gefragt werden, inwieweit dies ein "Mittel zur Verringerung der Armut, zur Konsolidierung wirtschaftlicher Entwicklung ist" (1), wobei vor allem auf die Dimensionen der Rechtsstaatlichkeit (rule of law) und der Menschenrechte abgehoben wird. Freilich: Allein schon aufgrund der sehr uneinheitlichen Zugriffsweise und Gründlichkeit der 15 Beiträge ist dies eher eine Sammlung nur teilweise lesenswerter Aufsätze, als dass eine durchgehaltene Problemstellung erkennbar würde. Andererseits: Der immer noch anzutreffende common sense der älteren Modernisierungstheorie, Demokratie und Menschenrechte seien quasi als Ergebnis einer notwendig diktatorisch orientierten, durch wirtschaftliches Wachstum definierten "Entwicklung" zu erhoffen und somit geradezu ein in einem späteren Stadium anzusiedelndes Luxusgut, oder andererseits Kwame Nkrumahs auch hier mehrfach angeführte berühmte Devise, zuerst das politische Reich zu suchen, auf das alles andere folgen werde, unterstreichen die Bedeutung einiger der hier angesprochenen Probleme.