Christian Bernd und Robert Pütz (Hg.): Kulturelle Geographien. Zur Beschäftigung mit Raum und Ort nach dem Cultural Turn. Bielefeld 2007. 381 S.

Der von dem jungen Team Frankfurter Humangeographen herausgegebene Sammelband vereinigt dreizehn sehr unterschiedliche Beiträge, die der "Neuen Kulturgeographie" zugeordnet werden können, von einem weit gefassten Kultur-Begriff ausgehen und die Frage nach der Bedeutung stellen, die die Kategorie Raum nach dem Cultural Turn der Geisteswissenschaften noch besitzt. Die Beiträge erstrecken sich über eine große Spannweite von konzeptionell-theoretischen Erörterungen zu empirischen Analysen, von bisweilen überraschenden Neuformulierungen älterer Begrifflichkeiten zu neuen Themen, von kulturgeographischen zu wirtschaftsgeographischen Analysen.

Heinrich Barth: Corinthiorum commercii et mercaturae historiae particula. Hrsg. von Cornelius Trebbin. Köln 2002 (Africa explorata 2). 216 S.  Nachdruck der Ausg. von 1844

Die Heinrich-Barth-Gesellschaft und das Heinrich-Barth-Institut in Köln haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an den Geographen und Historiker HEINRICH BARTH (1821-1865) in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zu wecken und zu fördern und dessen Bedeutung als Mittler zwischen Afrika und Europa wieder bewusst zu machen. Die hier im Neudruck vorgelegte lateinische Dissertation entstand an der Universität in Berlin, wo Barth Altertumswissenschaften und Geographie studiert hatte. Die Arbeit stand unter der Ägide des Altphilologen August Boeckh (1785-1867) und des Wegbereiters der modernen Allgemeinen Historischen Geographie Carl Ritter (1779-1859).

Klaus Selle (Hg.): Praxis der Stadt- und Regionalentwicklung. Analysen. Erfahrungen. Folgerungen. Dortmund 2006 (Planung neu denken 2). 603 S.

Die hier zu besprechende Veröffentlichung ist Teil eines mehrbändigen ambitionierten Publikationsprojekts, mit dem KLAUS SELLE, Professor für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen, unter dem Schlagwort "Planung neu denken" zu einer kritischen Revision und inhaltlichen Neuorientierung von Theorie und Praxis der Stadt-, Landschafts- und Regionalplanung aufrufen und beitragen möchte. Während SELLE in dem Band "Planen, Steuern, Entwickeln" (2006) eine umfassende eigene Positionsbestimmung zu den Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten der Stadt- und Raumentwicklung vorgelegt hat (vgl. Rezension durch C.-C. WIEGANDT, Erdkunde 61/1, 2007), widmen sich zwei aufeinander bezogene, voluminöse Aufsatzsammlungen der Theorie und Praxis der räumlichen Planung, von denen die erstere bereits von L. BASTEN in dieser Zeitschrift (Erdkunde 61/1, 2007) besprochen wurde.

Cordula Neiberger und Heike Bertram (Hg.): Waren um die Welt bewegen. Strategien und Standorte im Management globaler Warenketten. Mannheim 2005 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 11). 124 S.

Die Unternehmen der Güterverkehrsbranche haben sich in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Einfluss von Deregulierungs-, Liberalisierungs- und Globalisierungsprozessen zu logistischen Dienstleistungsunternehmen entwickelt, die komplexe Aufgaben in der Organisation von Wertschöpfungsketten übernehmen und entscheidend zur Vernetzung der Weltwirtschaft beitragen. Der Sammelband präsentiert acht inhaltliche Beiträge eines interdisziplinären Workshops zum Wandel dieser Branche. Strukturiert ist der Band in drei Schwerpunktbereiche.

Angela Hof: Land use change and land cover assessment in grazing reserves in northwest Nigeria. A geographical analysis based on remote sensing and geographic information science. Bochum 2006 (Bochumer Geographische Arbeiten 74). 114. S.

Nordwest Nigeria ist Teil der Sahelzone Westafrikas, die ihrerseits eines der klassischen Gebiete der Desertifikationsforschung darstellt. Trotz der Fülle an Arbeiten, die sich in den vergangenen Dekaden mit unterschiedlichsten Aspekten zum Landschaftswandel und zur Landschaftsdegradation in diesem sensiblen Naturraum auseinandergesetzt haben, entdeckt ANGELA HOF sowohl methodische als auch lokale Forschungslücken, die sie mit ihrer Dissertation zu schließen beabsichtigt.
Am Beispiel zweier Weidereservate widmet sich die Autorin der Frage, inwieweit es möglich ist, anhand von multitemporalen Fernerkundungsdaten, das Ausmaß und die Ursachen für die zunehmende Expansion von Farmland innerhalb explizit zur Holzgewinnung und Viehhaltung ausgewiesener Flächen zu erfassen. Hierfür bedient sie sich eines konventionellen GIS-basierten Arbeitsansatzes, bei dem Landsat-, Corona- und SPOTSzenen aus verschiedenen Jahren und Jahreszeiten vergleichend auf Veränderungen in der Vegetationsbedeckung hin untersucht werden. Aufgrund der spezifischen naturräumlichen Bedingungen besitzen Daten aus der Sudansavanne Westafrikas aber häufig nicht die aus unseren Breiten gewohnte Konsistenz.

Miriam  Miranda Quiros: Institutional Capacities for Sustainable Progress. Utrecht 2003 (Nederlandse Geografische Studies 320). 159 S.

Vor nunmehr zwei Jahrzehnten hat die World Commission on Environment and Development die Vision einer nachhaltigen Entwicklung auf die politische Agenda gesetzt, und mittlerweile haben viele internationale und nationale Organisationen ihre Zukunftsstrategien an dem anspruchsvollen und vielschichtigen Konzept orientiert. In vorliegender Dissertation einer Dozentin der Universidad Nacional de Costa Rica wird von der Frage ausgegangen, welche institutionellen Kapazitäten in dem tropischen Kleinstaat zur Verwirklichung eines nachhaltigen Fortschritts entwickelt worden sind und welche allgemeinen Erkenntnisse aus den dabei erzielten Erfahrungen gewonnen werden können. Es handelt sich deshalb nicht um eine im Obertitel der Arbeit anklingende theoretisch fundierte Ausarbeitung zur Funktion und Bedeutung institutioneller Kapazitäten für den Nachhaltigkeitsprozess, sondern um die mit dem Untertitel verbundene Beschreibung und Diskussion verschiedener empirischer Ansätze zur Umsetzung und Förderung nachhaltiger Entwicklungsprojekte in Costa Rica.

Oliver Schöller, Weert Canzler und Andreas Knie (Hg.): Handbuch Verkehrspolitik. Wiesbaden 2007. 963 S.

No political area is so linked with such high investments as transport policy. New roads, new railway routes and even airports are determining the face of towns and cities and regions. Results of socio-scientific mobility research show that transport, like hardly any other political field, is integrated into a federal network of all levels of expertise, interests and protection of acquired possession, which must be urgently and dramatically remodelled to be prepared for the tasks of the next decades. These circumstances are now being acknowledged and transport and mobility are being understood more clearly as a complex and even completely interest-driven phenomenon concerning the whole of society.

Angelika Halama: Rittergüter in Mecklenburg-Schwerin. Kulturgeographischer Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.  Stuttgart 2006 (Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg 98). 375 S.

Guts- und Schlossanlagen haben über Jahrhunderte weite Regionen Nordostdeutschlands geprägt und waren deren wirtschaftlicher, oftmals aber auch kultureller und (regional-)politischer Mittelpunkt. Mit dem Ende der Monarchie in Deutschland, dem Aufbau der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg und schließlich der Deutschen Wiedervereinigung änderten sich die Rahmenbedingungen für diese Anlagen innerhalb eines Jahrhunderts mehrfach dramatisch.

Rita Schneider-Sliwa: USA. Darmstadt 2005. 266. S.

Es gehören neben einer profunden Landeskenntnis vor allem Mut und Erfahrung dazu, eine Gesamtschau der USA vorzulegen, die dem höchst ambitionierten neuen Konzept der Länderkunden der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gerecht werden kann. Diese neuen Länderkunden erheben den Anspruch, neben einer Darstellung der klassischen geographischen Sachverhalte zugleich einen Überblick über die Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der einzelnen Staaten zu geben. Ohne Zweifel ist diese Zielsetzung sinnvoll, sie stellt jedoch eine gewaltige intellektuelle Herausforderung dar, und dies sowohl was die Details der Darstellung, vor allem aber die inhaltliche Synthese betrifft. Es stellt sich daher die Frage, ob angesichts der Vielfalt der Themen und Problemfelder und der schier unübersehbaren Literatur diese Aufgabe im Falle der USA noch von einer Autorin oder einem Autor überhaupt geleistet werden kann. Nach einer sehr eingehenden und über weite Strecken durchaus mühevollen Lektüre kommt der Rezensent zu dem Schluss, dass die von Rita Schneider-Sliwa vorgelegte Gesamtdarstellung kaum als gelungen betrachtet werden kann.

Ines Kohl: Tuareg in Libyen. Identitäten zwischen Grenzen. Berlin 2007. 244 S.

Die traditionellen Siedlungsgebiete der Tuareg befinden sich in den Staaten Algerien, Libyen, Mali, Niger und Burkina Faso. Ihre aktuelle Lebenssituation wird dadurch gekennzeichnet, dass sie in keinem dieser Länder über größeren politischen oder gesellschaftlichen Einfluss verfügen und als marginalisierte Minderheiten vielfachen Diskriminierungskonstellationen ausgesetzt sind. Hinzu kommt eine zwar saisonalen Schwankungen ausgesetzte, jedoch seit Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts klar identifizierbare und quantifizierbare Abnahme der ökologischen Tragfähigkeit ihres Lebensraumes sowie eine nachhaltige Degradation der Weidegründe ihrer Herden. Die stetige Südverlagerung ihres Bevölkerungsschwerpunktes aus der zentralen Sahara (Algerien, Libyen) in den nördlichen und mittleren Sahel (Mali, Niger) sowie z.T. sogar in den südlichen Sahel (Burkina Faso, Süd-Niger) ist ein Ausdruck dieser Entwicklung, deren Brisanz noch dadurch verstärkt wird, dass in umgekehrter Richtung eine von Süd nach Nord strebende Ausdehnung der Besiedlung, dem allgemeinen Bevölkerungsdruck folgend, über die agronomische Trockengrenze hinaus die traditionellen Siedlungs- und Reserveräume der Sahel-Tuareg schrumpfen lässt.

Felicitas Hillmann: Migration als räumliche Definitionsmacht? Beiträge zu einer neuen Geographie der Migration in Europa. Stuttgart 2007 (Erdkundliches Wissen 141). 321 S.

Das Einfordern und Verkünden von "neuen Geographien" aller Art hat nicht nur in der deutschsprachigen Geographie seit einiger Zeit Konjunktur. Die von Felicitas Hillmann vorgelegte Arbeit reiht sich hier ein. Sie präsentiert mit dem Konzept von "Migration als räumliche Definitionsmacht" einen Theorieansatz, von dem die Autorin annimmt, dass er zu einem "besseren Verständnis von Migrationsprozessen" nach und in Europa beitragen kann. Dabei werden mit der Publikation - sie stellt die überarbeitete Fassung der Habilitationsschrift der Autorin dar - zwei konkrete Ziele verfolgt: Zum einen geht es darum, die sozialwissenschaftlichen Beiträge der Autorin zur Migrationsforschung "stärker in die Geographie zu transportieren und so für das Fach fruchtbar zu machen", und zum anderen "um den Versuch, eine übergeordnete Fragestellung zu den aktuell sich vollziehenden Migrationsprozessen aus geographischer Perspektive zu entwickeln [...] und auf diesem Wege einen Beitrag zur allgemeinen Migrationsforschung und insbesondere zur sozialgeographischen Diskussion zu leisten" (S. 13). Dies ist zweifellos ein respektables und ambitioniertes Unterfangen.