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Joachim Becker und Rudy Weissenbacher (Hg.): Dollarization, Euroization and Financial Instability. Marburg 2007. 280 S.
Die US-Subprime Krise erschüttert Finanzmärkte im Zentrum. Bislang scheint die Peripherie davon überraschender Weise wenig betroffen. Wird das auch so bleiben? Welche Strategien können dies eventuell verhindern? Warum und wo werden diese durchgesetzt oder auch nicht? Fragen, die der vorliegende Sammelband von Joachim Becker und Rudy Weissenbacher in ungewöhnlicher Weise nachgeht. Das Buch ist damit in dreifacher Hinsicht bemerkenswert: Erstens fokussiert es auf die Zentral- und Südosteuropäische Peripherie, vergleicht die Entwicklungen jedoch mit den Erfahrungen der jüngsten Finanzkrisen in Lateinamerika. Dabei zeigt sich deutlich, dass heute Länder der europäischen Peripherie ähnliche ökonomische und finanzielle Strukturen aufweisen, wie viele lateinamerikanische Länder vor dem Ausbruch der Krise Ende der 1990er Jahre und in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts. Vielfach sind die strukturellen Ungleichgewichte in Osteuropa sogar noch stärker ausgeprägt.
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Harald Welzer: Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird. Frankfurt a.M. 2008. 335 S.
Knallrot sticht der Wortteil KLIMA auf dem Schutzumschlag des Buches ins Auge. Wer wollte es dem S. Fischer Verlag verdenken, wenn auch er Profi t zu schlagen versucht aus der aktuellen Konjunktur des öffentlichen Interesses an "Ressourcenkonflikten" und "Umweltkrisen" und eben: "Klimakriegen"? Fraglich ist, ob der Autor, der in Essen und Duisburg tätige Sozialpsychologe Harald Welzer, mit diesem publikumswirksamen Auftritt einverstanden und glücklich ist. Denn Welzers Buch ist gerade deshalb wichtig, weil er sich durchweg gegen alltags- und politiktaugliche, mono-kausale Vereinfachungen der (öko)sozialen Dynamik auf der Erde wendet. Hier eine Kostprobe seines durchaus komplexen Denkens, eine der Leitthesen des Buches: "Der mit der Globalisierung von Modernisierungsprozessen wachsende Terrorismus wird durch klimabedingte Ungleichheit und Ungerechtigkeit legitimiert und verstärkt" (271).
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Sandra Mitchell: Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen. Frankfurt a. M. 2008. 173 S.
Mit dem Essay der Wissenschaftsphilosophin und -historikerin Sandra Mitchell eröffnet der Suhrkamp-Verlag seine "edition unseld". In dieser Buchreihe soll unter anderem "der durch Naturwissenschaft und Technologie bewirkte Wandel unseres Weltgefühls [...] beschrieben, erklärt und vorausgedacht werden. Dies kann nur gelingen, wenn Geistes- und Naturwissenschaften miteinander in Dialog treten" (Broschüre, Vorwort). In Mitchells emphatischem Appell für eine "neue Komplexitätsforschung" kommt die Geographie zwar nicht vor, aber er ist gerade auch für unser Fach bedenkenswert und höchst anregend: für die reine Forschung, für die Anwendung ihrer Ergebnisse und für die Politik.
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Hanns Wienold: Leben und Sterben auf dem Lande. Kleinbauern in Indien und Brasilien. Münster 2007. 218 S.
Nicht erst die spekulativen Preissteigerungen für Grundnahrungsmittel haben zu einer Wiederentdeckung der Landwirtschaft in der globalen Wirtschafts-, Entwicklungs- und Sozialpolitik geführt (siehe PERIPHERIE 107, September 2007). Trotz gegenteiliger Versprechungen und Ankündigungen, etwa im Weltentwicklungsbericht 2008 der Weltbank, ist es aber durchaus zweifelhaft, ob davon auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft profitieren wird. Es gibt berechtigte Befürchtungen, dass sie weltweit verschwinden wird, genauso, wie die Kleinbetriebe in Europa, oder lediglich in Öko- und anderen Nischen überleben kann. Der britische Historiker Eric Hobsbawm etwa hat als das entscheidende "Modernisierungs"-Ereignis des 20. Jahrhunderts den weltweiten Tod der Bauernschaft ausgemacht (The Age of Extremes, 1994). Ähnlich prognostizierte bereits in den 1970er Jahren Ernest Feder (The Peasant, in: Latin American Research Review 13:3, 1978), dass die Bauern quasi naturgesetzlich als eine eigene "Spezies" durch die Globalisierung nahezu "ausgerottet" werden würden.
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Matthias Achen, Juliane Böhmer, Matthias Gather und Peter Pez (Hg.): Handel und Verkehr, Mobilität und Konsum. Mannheim 2008 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 19). 186 S.
Commerce and transport are two areas, which have been subjected to a sensational change in dynamics both in the West as well as in the East over the last decades. This process goes back to the fact that material consumption and individual mobility from the sociological perspective shape our modern society, in which financial resources and social preferences are reflected.
The spatial development and the movement of people and freight were always closely connected to each other. This especially applies to commerce, the spatial organisation of which is decisively influenced by the mobility of customers and the efficient transport of goods. Thus, the issue is pursued as to what are the determining factors for the choice of location of retail trade and what significance the transport behaviour of consumers has.
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Ilhan Kizilhan: "Ehrenmorde". Der unmögliche Versuch einer Erklärung. Hintergründe - Analysen - Fallbeispiele. Berlin 2006. 143 S.
Das Thema "Ehrenmorde" bleibt ein ständiger Dauerbrenner in den Schlagzeilen der Medien in Europa, aber auch in anderen Regionen der Welt. Neben den Naturkatastrophen, regionalen Konflikten und Bürgerkriegen und dem Terrorismus gehören die Ehrenmorde zu den globalen gesellschaftlichen Problemen, bei deren Definition, Ursachen und Lösungen sich die Geister scheiden. Genau dieses komplexen Themas hat sich der kurdische Psychologe Ilhan Kizilhan in seiner oben genannten Forschungsarbeit angenommen.
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Oliver Marchart und Rupert Weinzierl (Hg.): Stand der Bewegung? Protest, Globalisierung, Demokratie - eine Bestandsaufnahme. Münster 2006. 211 S.
Vorwiegend in Wien spielt der große Roman Robert Musils, in dem es unter anderem um die "Parallelaktion" geht, eine hochwichtige Affäre von der doch niemand so recht weiß, worum es sich eigentlich handeln mag. Dass sich beim Bedenken des vorliegenden Buches eine solche Assoziation einstellt, hat weniger damit zu tun, dass der Band auf einen Ende 2004 in Wien abgehaltenen Workshop zurückgeht, dort auch herausgegeben wurde und Autorinnen und Autoren großenteils in Österreich rekrutiert wurden. Auch wäre es unsinnig und vermessen, allzu hohe literarische Standards an Unternehmen der kritischen Sozialwissenschaft heranzutragen. Die angesprochene Assoziation bezieht sich auf den (allzu) selbstverständlichen Rekurs auf "die Bewegung" schon im Titel - gemeint ist, wie von den Herausgebern zu erfahren ist, die "globalisierungskritische Bewegung" (7). Sie wiederum wird verschiedentlich als "heterogene ‚Bewegung der Bewegungen'" (Ulrich Brand, 35) ausgezeichnet, als über "Protestereignisse" hinausgehende "komplexe Vermittlungsprozesse" mit "Effekte(n) ... in vielfältigen gesellschaftlichen Bereichen" (ders., 36) und dementsprechend mit einem "sehr diversifizierte(n) Akteursspektrum" (Achim Brunnengräber, 26).
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Jobst Conrad: Von Arrhenius zum IPCC. Wissenschaftliche Dynamik und disziplinäre Verankerungen der Klimaforschung. Münster 2008. 300 S.
Ohne eine wissenschaftliche Klimaforschung wäre der Klimawandel weder eindeutig erkennbar, nachweisbar und (in seinen Struktur- und Entwicklungsmustern) erklärbar, noch wäre die Entwicklung effektiver (auf ihre Folgewirkungen hin untersuchter) Klimatechnologien möglich. Daher ist es gerade vor dem Hintergrund einer zunehmend verwissenschaftlichten Gesellschaft und einer wachsenden Vorherrschaft problemorientierter Forschung gegenüber disziplinärer (Grundlagen-)Forschung von weitergehendem, nicht nur rein wissenschaftlichem Interesse, die die Klimaforschung prägenden Triebkräfte und Dynamik genauer zu untersuchen und zu erklären.
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Maurice Tamisier: Reise in den Hochländern Arabiens. Hg. u. übers. von Uwe Pfullmann. Berlin 2008. 278 S.
Mit der Edition und Übersetzung der Reisetagebücher des französischen Orientforschers Maurice Tamisier ist es dem bereits durch zahlreiche vergleichbare Werke bekannt gewordenen Orient-Experten Uwe Pfullmann gelungen, einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Erschließung und Erklärung richtungweisender Primärliteratur über die frühen geopolitischen Verhältnissee auf der Arabischen Halbinsel am Vorabend der Entstehung von Nationalstaaten zu liefern. In der für Pfullmann charakteristischen, akribischen Textanalyse und Quelleninterpretation wird für heutige Leser ein hierzulande bislang nur wenigen Spezialisten bekanntes und nur schwer zugängliches Original ausgesprochen benutzerfreundlich für neue Ebenen der wissenschaftlichen Diskussion erschlossen.
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Ulrich Schneckener: Transnationaler Terrorismus. Charakter und Hintergründe des "neuen" Terrorismus. Frankfurt a.M. 2006. 277 S.
Wenn aus dem Bereich der Stiftung Wissenschaft und Politik eine deutliche Kritik am "globalen Krieg gegen Terrorismus" der Bush-Administration kommt, so ist das bemerkenswert und aus Sicht vieler Kritikerinnen und Kritiker dieses Krieges sicher auch erfreulich. Ulrich Schneckener kommt in seiner Bewertung der aktuell dominierenden Strategie zur Bekämpfung des "transnationalen Terrorismus" zu einem im Grunde vernichtenden Ergebnis, wenn auch die Kritikpunkte nicht unbedingt neu sind. Sie reichen von der weitgehenden Unangemessenheit militärischer statt polizeilicher Mittel über die Folgen der argumentativen Verkoppelung zwischen Terrorismus und "Schurkenstaaten", das fragwürdige Konzept der "unlawful combattants" sowie Unilateralismus und Präemption bis hin zum zentralen Punkt der Missachtung internationaler Regeln.Weiterlesen: Ulrich Schneckener: Transnationaler Terrorismus
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Malte Steinbrink: Leben zwischen Stadt und Land. Migration, Translokalität und Verwundbarkeit in Südafrika. Wiesbaden 2009. 450 S.
Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika im Sommer 2010 - die Welt blickt auf Afrika. In den Medienberichten werden `typische´ Bilder eines Landes (bzw. generalisierend eines Kontinentes) gezeigt: prächtige Naturlandschaften und Safari-Tourismus und die Ausgelassenheit und Feierlaune `fröhlicher Afrikaner´, aber vor allem auch die Gegensätze zwischen Stadt und Land, die Armut der schwarzen Bevölkerung und die problematischen Zustände wie Arbeitslosigkeit, AIDS, Kriminalität und `Rassenunruhen´ in den Slums der südafrikanischen Großstädte.
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