Christop Scheuplein: Der Raum der Produktion. Wirtschaftliche Cluster in der Volkswirtschaftslehre des 19. Jahrhunderts. Berlin 2006 (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 81). 275 S.

Ideengeschichtliche Betrachtungen wirtschaftsgeographischer Themen stellen eine bedenkliche Forschungslücke in der deutschsprachigen wie auch internationalen Literatur dar. Scheupleins Aufarbeitung der ökonomischen Ideengeschichte des Clusterkonzepts leistet einen zentralen Beitrag zur Schließung dieser Lücke. Er zeigt auf, dass Cluster als regionale Ballungen branchennaher Unternehmen bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert wirtschaftswissenschaftlich thematisiert wurden.

Rolf Sternberg (Hg.): Deutsche Gründungsregionen. Berlin 2006 (Wirtschaftsgeographie, Band 38). 346 S.

Vor etwa zehn Jahren "entdeckte" die Wirtschaftspolitik Existenzgründungen als Instrument zur Verwirklichung einer Vielzahl von Zielen. Sie sollten die Wirtschaft durch innovative Geschäftsideen beleben, den Wettbewerb erhöhen und dadurch den strukturellen Wandel fördern. Nicht zuletzt erhoffte man sich auch neue Arbeitsplätze. Vielfältige Programme zur Gründung und Unterstützung junger Unternehmen wurden aufgelegt und Selbstständigkeit war auch als geförderte Alternative zur Arbeitslosigkeit vorgesehen.

Neil M. Coe, Philip F. Kelly, Henry W.C. Yeung: Economic geography. A contemporary introduction. Oxford 2007. 426 S.

Die Lektüre neuer Standardwerke von namhaften Fachkollegen des angelsächsischen Raums ist in mehrerlei Hinsicht inspirierend und spannend für deutschsprachige Wirtschaftsgeographen: Zum einen finden sich hier Hinweise auf zukunftsweisende fachwissenschaftliche Trends (gemäß einer nicht von der Hand zu weisenden Vorreiterrolle der britischen Geographie). Zum anderen lässt sich aus der Art der ausgewählten Information und ihrer Darstellung sowie dem Duktus der Vermittlung als bedeutsam eingestufter Inhalte vieles über "Kulturen" der Behandlung wirtschaftsgeographischen Wissens in verschiedenen Sprachräumen lernen.

Timo Litzenberger: Cluster und die New Economic Geography, Theoretische Konzepte, empirische Tests und Konsequenzen für Regionalpolitik in Deutschland. Frankfurt am Main u.a. 2007 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 5: Volks- und Betriebswirtschaft, Band 3228). 365 S.

Für manchen ist die Neue Ökonomische Geographie (NÖG) nichts weiter als alter Wein in neuen Schläuchen; bestenfalls ein weiterer Ausdruck des "ökonomischen Imperialismus", der das modelltheoretische Instrumentarium allen Untersuchungsgegenständen der Welt aufzwingt. Für viele andere ist die NÖG hingegen eine Quelle wichtiger neuer Erkenntnisse, katalysiert durch ein bemerkenswertes Wiedererwachen des Interesses von Ökonomen an räumlichen Fragestellungen.

Thorsten Enge: Cluster im Strukturwandel alter Industrieregionen: Das Ruhrgebiet und Glasgow im Vergleich. Marburg 2005. 327 S.

Lutz Krafft: Entwicklung räumlicher Cluster. Das Beispiel Internet- und E-Commerce-Gründungen in Deutschland. Wiesbaden 2006. 641 S.

Kerstin Press: A Life cycle for clusters? The dynamics of agglomeration, change, and adaptation. Heidelberg 2006. 245 S.

Bei der Erforschung wirtschaftlicher Cluster hat die zeitliche Dimension in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Drei neuere Dissertationen widmen sich aus unterschiedlichen Perspektiven der Entwicklung von Clustern. Lutz Krafft untersucht aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Lokalisierung von Internet- und E-Commerce-Gründungen in Deutschland. Aufgrund eines glücklichen Zeitraums der Untersuchung zwischen Oktober 1999 und Juni 2003 konnten der schnelle Aufstieg und Niedergang der New Economy sowie die Clusterungsprozesse für die Internet-Branche beschrieben werden.

Der Clusteransatz als Deus ex Machina der regionalen Wirtschaftsförderung? Über externe Agglomerationsvorteile, Wissensspillover, technologische Kompetenzfelder und Netzwerke

Selektion und Kopieren erfolgreicher Routinen gehören aus Sicht der Evolutionsökonomik zu den Standards eines gelungenen Strukturwandels. Betrachtet man die mit den rezenten Wirtschaftsentwicklungen verbundene jüngere Ideengeschichte zur räumlichen Dimension wirtschaftlichen Wachstums als solche Interpretationsroutinen, so scheint sich der Clusteransatz gegenüber alternativen Konzepten eindeutig durchzusetzen.

Ulrike Tappeiner, Axel Borsdorf, Erich Tasser (eds.): Alpenatlas / Atlas des Alpes / Atlante delle Alpi / Atlas Alp / Mapping the Alps: Society, Economy, Environment. Heidelberg Verlag 2008. 279 S.

"Give me a map and I'm magic" is the motto of orienteers and many a geographer, and "Mapping the Alps" shares this enthusiasm for maps with the reader. This atlas of 102 thematic maps covers the entire Alpine arc within the political boundaries defined by CIPRA, the International Commission for the Protection of the Alps.

Brigitta Schmidt-Lauber (Hg.): Ethnizität und Migration. Einführung in Wissenschaft und Arbeitsfelder. Berlin Verlag 2007. 319 S.

Der von insgesamt 18 Autoren gestaltete Sammelband versteht sich als eine problemorientierte Einführung in das ethnologische Forschungsfeld "Ethnizität und Migration" mit dem regionalen Schwerpunkt Mitteleuropa. Die Herausgeberin vermerkt in ihrer Einführung, dass bewusst unterschiedliche Ansätze aufgenommen wurden, damit ein vielfältiges Bild zur ethnologischen Ethnizitäts- und Migrationsforschung entstehen könne.

Norman Backhaus, Claude Reichler, Matthias Stremlow: Alpenlandschaften - Von der Vorstellung zur Handlung. Thematische Synthese zum Forschungsschwerpunkt I "Prozesse der Wahrnehmung", Synthesebericht NFP 48. Zürich 2007. 136 S.

Jürg Stöcklin, Andreas Bosshard, Gregor Klaus, Katrin Ruddmann-Maurer, Markus Fischer: Landnutzung und biologische Vielfalt in den Alpen. Fakten, Perspektiven, Empfehlungen. Thematische Synthese zum Forschungsschwerpunkt II "Land- und Forstwirtschaft im alpinen Lebensraum", Synthesebericht NFP 48. Zürich 2007. 191 S.

Mit dem Nationalen Forschungsprogramm 48 hat sich die Schweiz dringenden Forschungsfragen der Regionalentwicklung in den Alpen gewidmet. Die Ergebnisse der vielen Projekte, die dabei durchgeführt wurden, werden in den sogenannten "Thematischen Synthesen" zusammengefasst. Dies ist sehr lobenswert, weil damit nicht nur dokumentiert werden kann, was geleistet und welche neuen Erkenntnisse gewonnen wurden, sondern auch gezeigt wird, wie die einzelnen Projekte miteinander in Beziehung stehen.

Horst A. Wessel (Hg.): Mülheimer Unternehmer: Pioniere der Wirtschaft. Unternehmergeschichte in der Stadt am Fluss seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Essen 2006. 384 S.

Im März 2005 wurde in Mülheim/Ruhr, das sich im Stadtmarketing als "Stadt am Fluss" verkauft, ein Förderverein für ein zukünftiges "Gründer- und Unternehmermuseum" ins Leben gerufen, welches im "Haus der Wirtschaft" sein Domizil haben soll. Die Initiatoren wollen an die Pioniere der heimischen Wirtschaft erinnern und somit die lange Tradition Mülheims als Gründer- und Unternehmerstadt lebendig werden lassen, nicht zuletzt, um heutigen Jungunternehmern Mut zu machen bei ihren Firmengründungen.

Britta Klagge: Armut in westdeutschen Großstädten. Strukturen und Trends aus stadtteilorientierter Perspektive. Eine vergleichende Langzeitstudie der Städte Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hannover und Stuttgart. Stuttgart 2005. (Erdkundliches Wissen, Band 137). 310 S.

Die interessante Studie zur Armut in deutschen Großstädten untersucht an fünf ausgewählten Beispielen deutscher Großstädte - Essen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover und Stuttgart - das Phänomen der Armut in sozialräumlicher Perspektive. Armut ist kein neues Phänomen in Großstädten. Sie hat jedoch im Zuge des Wandels zur postindustriellen Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur und der unterschiedlichen Anpassungsfähigkeit einzelner Bevölkerungsgruppen an die veränderten Arbeitsmarktbedingungen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Immer mehr Haushalte sind daher auf staatliche Transferleistungen zum Lebensunterhalt angewiesen. Analysiert werden Struktur und Dynamik der Segregation sowie der Wohnstandortmuster von Bevölkerungsgruppen, die unter Verwendung des Indikators Sozialhilfebezug als arm definiert werden.