Karl-Dieter Keim: Das Fenster zum Raum. Traktat über die Erforschung sozialräumlicher Transformation. Opladen 2003. 171 S.

"Planer sind ohnedies eher auf Inputs orientiert; sie wollen machen, nicht aus den erzielten Wirkungen lernen." (Keim 2003, S. 114) Zwar wird diese These nicht belegt, doch steht sie am Ende eines langen, interessanten Berufsweges und stammt vom ersten Direktor des Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS). Karl-Dieter Keim entwickelt den zweiten Halbsatz des Zitats zu einer Raumwissenschaft "von hinten": Dabei geht es nicht um die Durchsetzung "fertiger" Planung, sondern um ihre Verhandlung mit Interessenträgern unter dem Stichwort "Governance" (Kap. 7, S. 88-115).

Alexandra Budke, Detlef Kanwischer, Andreas Pott (Hg.): Internetgeographien. Beobachtungen zum Verhältnis von Internet, Raum und Gesellschaft. Stuttgart 2004. 199 S.

Unter dem neologistischen Titel "Internetgeographien" präsentieren 14 Autoren ihre Erfahrungen aus dem Themenbereich Internet und Raum. Die drei Herausgeber haben dazu eine interessante Einleitung verfasst: "Internet, Raum und Gesellschaft - zur Untersuchung eines dynamischen Verhältnisses" (S. 9-20). Der Titel des Buches wird folgendermaßen gedeutet: "Der zusammenfassende Begriff Internetgeographien (Plural! BKP) soll folglich nicht zum Ausdruck bringen, dass mit dem Band der Versuch der Begründung einer weiteren Bindestrich-Disziplin, i. e. einer Internetgeographie (Singular! BKP) unternommen wird. Der Begriff wird nicht in einem disziplinärprogrammatischen Sinne verwendet. Vielmehr ist er in einem raum- und beobachtungstheoretischen Sinne zu verstehen: die in Frage stehende Beziehung von Internet, Raum und Gesellschaft wird im vorliegenden Band aus verschiedenen Perspektiven untersucht, die sich gerade darin gleichen, dass sie alle spezifische Formen von Raum-Beobachtungen bzw. Raum-Beschreibungen darstellen." (S. 16).

Malcolm Miles: Urban Avant-Gardes. Art, Architecture and Change. London, New York 2004. 272 S.

Mit dem aus dem Französischen stammenden Begriff "Avantgarde" werden heute bekanntlich die Vorkämpfer und Vorkämpferinnen einer Idee oder Richtung in den Bereichen der Literatur oder der Kunst bezeichnet. Malcolm Miles nimmt in seinem Buch "Urban Avant-Gardes. Art, Architecture and Change" diesen Begriff auf und legt eine zeitgenössische Betrachtung vor. Wie der Untertitel sagt, interessieren ihn Kunst und Architektur und unter welchen Umständen diese eine Vorkämpferrolle einnehmen und zu Agenten sozialen Wandels werden können.

Georg Glasze: Die fragmentierte Stadt. Ursachen und Folgen bewachter Wohnkomplexe im Libanon. Opladen 2003.

Diese Doktorarbeit beginnt in luftigen Höhen. Als der Autor 1998 während eines Fluges im Bordmagazin der libanesischen Fluggesellschaft Werbung für Villenkomplexe und Apartmentanlagen in den Vororten von Beirut sah, "reifte der Entschluss, die Ursachen und Folgen dieser Siedlungsentwicklung (...) zu analysieren" (S. 15).

Gerhard Hard: Landschaft und Raum. Aufsätze zur Theorie der Geographie. Band 1. Osnabrück 2002. 328 S.

Mit den beiden Bänden ausgewählter Aufsätze aus knapp vier Jahrzehnten erhält der Leser einen umfangreichen Einblick in das geographische Schrifttum G. Hards. Auch wenn sicherlich der eine oder andere interessante, ja disziplinhistorisch eigentlich unverzichtbare Aufsatz in dem hier zu besprechenden Band fehlt, gestattet es die Sammlung doch, nicht nur die wissenschaftliche Entwicklung des Autors nachzuvollziehen, sondern auch die seines Gegenstands: der deutschen (Hochschul-)Geographie.

Hartmut Häußermann, Walter Siebel: Stadtsoziologie. Eine Einführung. Frankfurt a. M., New York 2004. 264 S.

In einschlägigen deutschsprachigen Lehrbüchern zur Stadtgeographie wird die Stadtsoziologie immer als eine der anderen Wissenschaftsdisziplinen bezeichnet, die sich auch mit Fragen der Stadtforschung beschäftigt. Eine manchmal etwas stiefmütterliche Einschätzung, insbesondere wenn man feststellt, dass in stadtsoziologischen Lehrbüchern zentrale Fragen der Stadtforschung wie Segregation oder urbane Lebenswelten theoretisch fundierter behandelt und empirisch-methodisch besser belegt werden als in vergleichbaren geographischen Lehrbüchern.

Heide Gerstenberger, Ulrich Wilke: Arbeit auf See. Zur Ökonomie und Ethnologie der Globalisierung. Münster 2004. 400 S. (mit DVD).

Die Arbeitsverhältnisse auf Schiffen der Seehandelsflotte sind die wohl am weitestgehend globalisierten überhaupt. Nirgends sonst begegnen Unternehmer einem derart globalen Arbeitsmarkt und einer derartigen mittels Sozialdumpings betriebenen nationalstaatlichen Konkurrenz um Investitionen.

Francois Jeanneret, Doris Wastl-Walter, Urs Wiesmann und Markus Schwynn (Hg.): Welt der Alpen - Gebirge der Welt. Ressourcen, Akteure, Perspektiven. Bern, Stuttgart, Wien 2003. 280 S.

Gebirge sind für das Leben auf der Erde von zentraler Bedeutung. Etwa die Hälfte der Menschheit lebt von den Süßwasserressourcen der Berge, Berggebiete besitzen eine einzigartige genetische und biologische Diversität. Daneben verfügen Gebirgsregionen auch über eine ausgeprägte kulturelle Vielfalt.

Thomas Rottland: Von Stämmen und Ländern und der Macht der Karte. Eine Dekonstruktion der ethnographischen Kartierung Deutsch-Ostafrikas. Berlin 2002 (Zentrum Moderner Orient, Arbeitshefte 21). 118 S.

Das Arbeitsheft möchte einen Beitrag zur, nach Ansicht des Autors, noch wenig entwickelten wissenschaftlichen Diskussion über koloniale Kartographie leisten. Dabei sollen die "Spezifika von geographischer Raumproduktion" (S. 8) besonders behandelt werden und über Karteninterpretation "Beziehungsstrukturen zwischen Kartierung, Raumstruktur, Territorialität und Ethnizität" (S. 7) mit einem Betrachtungsschwerpunkt auf der deutschen Kolonialphase um 1900 dekonstruktiv aufgezeigt werden.

Reinhard Stewig: Bursa, Nordwestanatolien: 30 Jahre danach. Kiel 2003 (Kieler Geographische Schriften 107). 148 S.

Reinhard Stewig: Proposal for including Bursa, the Cradle City of the Ottoman Empire, in the UNESCO World Heritage Inventory. Kiel 2004 (Kieler Geographische Schriften 108). 75 S.

Kaum eine andere Stadt des Orients ist bezüglich der Entwicklungen im 20. Jahrhundert so intensiv und gut untersucht worden wie Bursa. Dies ist das besondere Verdienst von R. STEWIG, der nun zwei neue Bände über Bursa vorlegt.

Eckhard Störmer: Ökologieorientierte Unternehmensnetzwerke. Regionale umweltinformationsorientierte Unternehmensnetzwerke als Ansatz für eine ökologisch nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. München 2001 (Wirtschaft & Raum 8). 410 S.

Die Beschäftigung mit umweltbezogenen Themen wird in der Wirtschaftsgeographie zwar immer wieder auf einer programmatischen Ebene gefordert, jedoch nur selten konkret eingelöst. Erst in jüngerer Zeit erfahren Umweltthemen (wieder) eine zunehmende Beachtung.