Eugen Wirth: Die orientalische Stadt im islamischen Vorderasien und Nordafrika. Städtische Bausubstanz und räumliche Ordnung, Wirtschaftsleben und soziale Organisation. Mainz 2001. Band I: XXIV, 584 S.; Band II: VIII, 248 S.

Wirth hat mit dieser, in kürzester Zeit bereits in zweiter Auflage erschienenen zweibändigen Monographie zur Orientalischen Stadt ein gewichtiges Werk vorgelegt: im physischen wie im inhaltlichen Sinne. Der erste Band ist mit über 600 Seiten und 248 Abbildungen als Textteil konzipiert. Der zweite, illustrierte Band umfaßt 112 farbige und 56 schwarz-weiß Tafeln, die Karten, Pläne, Planskizzen, Stahlstiche und Zeichnungen sowie ca. 60 Fotografien enthalten, wobei letztere größten Teils vom Autor selbst stammen und zwischen 1953 und 1999 aufgenommen wurden.

Werner Breitung: Hongkong und der Integrationsprozess. Räumliche Strukturen und planerische Konzepte. Basel 2001 (Basler Beiträge zur Geographie 48). 206 S.

Die Anfang 2001 abgeschlossene Dissertation verfolgt eine dreifache Zielsetzung: Es sollen erstens die sozialräumlichen, wirtschaftsräumlichen und siedlungsstrukturellen Veränderungen Hongkongs im Untersuchungszeitraum 1991-97 erfaßt und dokumentiert werden. Es geht zweitens um die Erklärung dieser raumstrukturellen Veränderungen auf lokaler Ebene durch supralokale Entwicklungsprozesse wie Globalisierung, Entkolonialisierung und gesellschaftlichen Wandel. Und es gilt drittens, die lokalen planerischen Steuerungsmöglichkeiten zu erfassen und zu erklären, die eine Modifizierung der supralokal bedingten stadtstrukturellen Entwicklungen erlauben.

Michael Plattner: Cluster-Evolution im Produktionssystem der ostdeutschen Halbleiterindustrie. Münster, Hamburg und London 2003 (Wirtschaftsgeographie 21). 223 S.

Die Mikroelektronikindustrie im Raum Dresden ist das markanteste High-Tech-Cluster in Ostdeutschland und die Branche hatte eine herausgehobene Stellung in der DDR-Ökonomie. Schon aus diesen beiden Gründen ist der Studie von Michael Plattner über den Aufbau und die Transformation der ostdeutschen Halbleiterindustrie besondere Aufmerksamkeit sicher. Zudem hat die Branchengeschichte noch eine besondere wirtschaftsgeographische Dramatik anzubieten. Die Wurzeln gehen zurück bis in das Ende der 50er Jahre, als in Berlin- Frankfurt/Oder und Dresden Betriebe gegründet wurden, später kam noch der Standort Erfurt hinzu. Die Produktions- und Forschungspotentiale der Branche waren an diesen drei Standorten räumlich konzentriert.

Harald Bathelt und Johannes Glückler: Wirtschaftsgeographie. Ökonomische Beziehungen in räumlicher Perspektive. Stuttgart 2002. 320 S.

Harald Bathelt und Johannes Glückler verfolgen mit ihrem neuen Lehrbuch ein ehrgeiziges Ziel. Die Autoren "möchten den Übergang von einem raumwissenschaftlichen zu einem relationalen Denken kritisch und konzeptionell erarbeiten." (S. 11). Das Buch zielt darauf, "aus einer umfassenden Kritik des Paradigmas raumwirtschaftlichen Denkens neue Positionen zu verhandeln und Argumente für eine veränderte Grundperspektive anzubieten." Die Autoren plädieren für eine stärke "sozialwissenschaftlich informierte Rahmenkonzeption" (S. 18). Sie legen mit ihrem Lehrbuch eine umfassende und längst überfällige Kritik der Raumwirtschaftslehre vor. Die Autoren wagen den Versuch, auf die Schieflagen des raumwirtschaftlichen Ansatzes in der Wirtschaftsgeographie mit einem alternativen Entwurf zu antworten.

Norbert Gestring, Herbert Glasauer, Christine Hannemann, Werner Petrowsky und Jörg Pohlan (Hg.): Jahrbuch StadtRegion 2002. Schwerpunkt: Die sichere Stadt. Opladen 2003. 221 S.

Das Thema "Sicherheit" genießt in der stadtpolitischen Debatte nicht erst seit Ronald Schill, der sich als Frontmann der Schillpartei bei der Hamburger Wahl im Herbst 2001 dieses Themas bediente und dabei einen Senkrechtstart hinlegte, höchste Aufmerksamkeit. Sicherheit und Kriminalität wird vielmehr seit mehr als 20 Jahren intensiv diskutiert - allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven. Während in den 1980er Jahren in feministischen Planungsdiskussionen öffentlicher Raum als "Angstraum" aufgrund von männlicher Gewalt diskutiert wurde, ist das Thema "Sicherheit" und "öffentlicher Raum" zwischenzeitlich zu einem beliebten Wahlkampfthema in Städten mutiert.

Manfred Janssen und Frank Sibohm (Hg.): Perspektiven der europäischen Integration - Sozioökonomische, kulturelle und politische Aspekte. Opladen 2000 (Forschungen zur Europäischen Integration, Band 1). 229 S.

Der vorliegende Sammelband referiert Ergebnisse eines von der Hans-Böckler Stiftung geförderten Promotionskollegs zum Thema "Europäische Integration" an der Universität Osnabrück. Das Buch enthält nach einem Vorwort von Werner Fiedler (Leiter der Promotionsförderung) ein für die Konzeption des Bandes zentrales Einleitungskapitel der Herausgeber. Sie skizzieren hier kurz diejenigen Dimensionen der Europa-Integration, die den thematischen Spannungsbogen des Kollegs bilden und stellen danach die Autoren und Teilbeiträge des Bandes im Gesamtkontext vor. Integration meint hier nach dem Verständnis der Herausgeber die sukzessive Fusion nationalstaatlicher Kompetenzen in einem "supranationalen Institutionensystem" mit dem Ziel des Übergangs "von vormals nationalstaatlichen Gesellschaften zu einer europäischen Gemeinschaft" (Janssen/Sibom, S. 9).

Frank Moulaert (in Kooperation mit P. Delladetsima u. a.): Globalization and Integrated Area Development in European Cities. Oxford 2000 (Oxford Geographical and Environmental Studies). 159 S.

Dieses Buch von Frank Moulaert hat eine klare politische Agenda. Es schaut auf die Schattenseiten der Globalisierung mit skeptischem Blick und sucht mit der Lupe nach kleinteiligen Entwicklungschancen vor Ort, um auf lokaler Maßstabsebene Hoffnungsträger einer anderen, alternativen räumlichen Entwicklung zu identifizieren. Dies ist einerseits ein erfreuliches und wichtiges Unterfangen. Schließlich wird entgegen dem manchmal überbordenden Globalisierungsdiskurs, der auch Ohnmachtsgefühle erzeugen kann, aktiv nach Gestaltungsmöglichkeiten gesucht. Innovative soziale Politiken sollen auf lokaler Maßstabsebene den vermeintlichen ökonomischen Sachzwängen des Weltmarktes entgegengesetzt werden. Gleichzeitig geschieht dies jedoch auf eine etwas engstirnige Weise. Die Ideologie des Autors behindert das Denken des Lesers.

Roland Scherer und Thomas Bieger (Hg.): Clustering – das Zauberwort der Wirtschaftsförderung. Bern, Stuttgart, Wien 2003 (Beiträge zur Regionalwirtschaft 5) 119 S.

Ziel des Tagungsbandes ist es, die derzeit häufig gebrauchte Zauberformel der Wirtschaftsförderung mit konkreten Inhalten zu füllen. Dementsprechend werden neben mehr grundlegenden Beiträgen auch anwendungsbezogene Artikel geboten. Die beiden Herausgeber führen in die Thematik ein, indem sie aufzeigen, wie Standorte durch den globalen Wettbewerb beeinflusst werden und welche Rolle Cluster als Förderstrategie spielen können.

Steffen Fliegner: Car Sharing als Alternative? Mobilitätsstilbasierte Potenziale zur Autoabschaffung. Mannheim 2002 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 3) 288 S.

In dem dritten Band der noch jungen Reihe Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung widmet sich der Autor der bislang eher als Nischenprodukt bekannt gewordenen Mobilitätsoption des Car-Sharing. Das „organisierte Autoteilen" stellt STEFFEN FLIEGNER in der von ihm modifizierten Form eines „öffentlichen Autos" (Auto auf Abruf und Prozentauto) als zukünftigen zentralen Baustein für eine nachhaltige Verkehrspolitik in den Fokus seiner am Lehrstuhl der Sozialgeographie in Halle entstandenen Dissertation.

Andreas Kagermeier, Thomas J. Mager und Thomas W. Zängler (Hg.): Mobilitätskonzepte in Ballungsräumen. Mannheim 2002 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 2) 306 S.

Als man sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die „Charta von Athen" als Basis zur Gestaltung von Städten verständigte, konnte man Verkehr als wichtigen, auszubauenden und zukunftsträchtig expandierenden Sektor benennen. Insbesondere die damals neuen technischen Möglichkeiten der Mobilität trugen zu einer funktionalen Differenzierung der Stadt bei. Inzwischen hat sich das tägliche Verkehrsaufkommen in einem Maße gesteigert und intensiviert, dass den Ballungsräumen und Metropolen der Welt in Kürze der Kollaps zu drohen scheint.

Hannah Büttner: Wassermanagement und Ressourcenkonflikte. Eine empirische Untersuchungzu Wasserkrise und Water Harvesting in Indien aus der Perspektive sozialwissenschaftlicher Umweltforschung. Saarbrücken 2001 (Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 19) 324 S.

Um eines der wesentlichen Ergebnisse dieses Buches vorwegzunehmen: Die hier anzuzeigende Dissertation ist ein Glücksfall und ein gelungenes Beispiel für eine engagierte und anwendungsorientierte Studie im Bereich sozialwissenschaftlicher Umweltforschung. Zentrale Fragestellung ist das Management der knappen Ressource „Wasser", Untersuchungsraum der Distrikt Purulia im Übergangsbereich des Plateaus zu den Fluss- und Küstenebenen West-Bengalens im ländlichen Indien.