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Institut für Kulturgeographie, Stadt- und Regionalforschung (KSR) (Hg.): Regionalatlas Rhein-Main. Natur - Gesellschaft - Wirtschaft. Frankfurt/M. 2000 (Rhein-Mainische Forschung, Heft 120; Veröffentlichungen der Gesellschaft für regionalwissenschaftliche Forschung Rhein-Main, Heft 15) 108 S.
Der Regionalatlas Rhein-Main. Natur - Gesellschaft - Wirtschaft versteht sich als Nachfolger des ersten deutschen Regionalatlasses, des Rhein-Mainischen Atlas für Wirtschaft, Verwaltung und Unterricht, der 1929 von Walter Behrmann und Otto Maull ebenfalls im Rahmen der Rhein-Mainischen Forschung herausgegeben wurde. Der vorliegende Atlas will ähnlich wie sein Vorgänger "einen Überblick über die regionale Struktur des Rhein-Main-Gebiets ... verschaffen, Politik, Wirtschaft und Verwaltung Grundlagendaten in regionalisierter Form für ihre Entscheidungen an die Hand ... geben und den im Rhein-Main- Gebiet lebenden Menschen die regionalen Strukturen ihres Lebensraumes näher ... bringen." (S. 1)- Kategorie: Rezensionen
Heike Roggenthin (Hg.): Stadt - der Lebensraum der Zukunft? Gegenwärtige raumbezogene Prozesse in Verdichtungsräumen der Erde. Mainz 2001 (Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 7). 108 S.
Ein Text muss seinen Leser finden. Je klarer Autoren sich hierüber sind und mit Adressatenbezug schreiben, umso mehr steigen die Chancen auf ein gutes Buch - zumindest in dem Sinne, dass es brauchbar ist und befriedigend für die Bedürfnisse einer bestimmten Leserschaft. Der vorliegende Sammelband ist ein auf diese Weise gutes Buches, weil es um seine Leserschaft weiß. Die Herausgeberin hat konsequent darauf geachtet, dass alle Beiträge eine Zielvorgabe einhalten: nämlich der Lehrerschaft knapp und verständlich Wesentliches zum Themenfeld "Stadt - Zukunft - Globalisierung" zu vermitteln.
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Lexikon der Geographie (Hg. Peter Meusburger et al.). Band 1. A bis Gasg. Heidelberg, Berlin 2001. 426 S.
Es trägt sicherlich nicht zu einem guten ersten Eindruck von einem Buch bei, wenn der Rezensent vom Verlag (Spektrum-V.) ein Exemplar erhält, das wie ein Taschenbuchremittend vom Wühltisch eines Kaufhauses bestempelt ist. Da aber Bücher im Normalfall nicht für Rezensenten geschrieben werden, sollen sich die folgenden Ausführungen auf die Qualitäten für andere Zielgruppen beschränken.
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Daniela Ahrens: Grenzen der Enträumlichung. Weltstädte, Cyberspace und transnationale Räume in der globalisierten Moderne. Opladen 2001. 216 S.
Daniela Ahrens erläutert die These, dass Raumdifferenzen trotz vielfältiger Prozesse der Grenzüberschreitungen, der transnationalen Verflechtungen, der wachsenden "Enträumlichung" sozialer Beziehungen und der Verbreitung globaler elektronischer Vernetzungstechniken keineswegs bedeutungslos werden. Sie knüpft an Giddens' Raumzeit- und Gesellschaftsanalyse an und legt der Soziologie nahe, den "Wiedereintritt des Raumes" in ihr Zentrum zuzulassen, weil sich im Unterschied zum klassischen Modernisierungsprozess der Enträumlichung in der heutigen Spätmoderne ein "spatial turn" abspielt, der neuartige, räumlich bestimmte Vergesellschaftungs- und Vergemeinschaftungsprozesse enthält.
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Hans-Heinrich Nolte (Hg.), Klaas Bähre (Red.): Innere Peripherien in Ost und West. Stuttgart 2001. 188 S.
"Innere Peripherien in Ost und West" ist bereits der vierte Tagungsband, der seit 1988 zu diesem Thema von H.-H. Nolte herausgebracht worden ist. Der Band vereint elf Studien aus Geschichte, Ökonomie, Politologie, Geographie und Regionalwissenschaft, die teilweise recht unterschiedliche Ansätze und Ergebnisse zum Rahmenthema beisteuern.
Bei soviel Interdisziplinarität ist es für den Herausgeber in seiner Einführung (S. 7-31) nicht einfach, "Innere Peripherien" als Forschungskonzept zu identifizieren.
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Anton Escher (Hg.): Ausländer in Deutschland. Probleme einer transkulturellen Gesellschaft aus geographischer Sicht. Mainzer Kontaktstudium Geographie 6. Mainz 2000. VIII u. 128 S.
In diesem Sammelband werden die Vorträge einer Tagung des "Mainzer Kontaktstudiums Geographie" dokumentiert, die dem Thema "Ausländer in Deutschland" gewidmet war. Neugierig macht zunächst einmal der Untertitel des Bandes aufgrund des Begriffs einer "transkulturellen Gesellschaft". Das Vorwort des Herausgebers, das durchaus eine Reihe allgemeiner Betrachtungen einschließlich eines Zitats des "Altmeister(s) deutscher Geistesgeschichte J.W. Goethe" (VII) enthält, geht auf diesen Begriff allerdings nur kursorisch ein und verweist auf den Beitrag von W. Nell mit dem Titel "Multikulturelle oder transkulturelle Gesellschaft?". Der Autor stellt die Diskussion über multikulturelle Gesellschaft im deutschsprachigen Raum zusammen und weist überzeugend auf Defizite, Fehlinterpretationen und Ambiguitäten hin, die dem Konzept anhaften.
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Michael Dickhardt: Das Räumliche des Kulturellen. Entwurf zu einer kulturanthropologischen Raumtheorie am Beispiel Fiji. Hamburg 2001 (Göttinger Studien zur Ethnologie 7). 309 S.
Ansatzpunkt für diese Dissertation im Fach Völkerkunde ist für Michael Dickhardt ein offensichtliches Unbehagen angesichts der Unklarheit des Raumbegriffs, genauer: der Vielzahl verschiedener Raumbegriffe und -konzepte, mit denen in den Humanwissenschaften gearbeitet wird: "Wie aber kann 'Raum' als einerseits konstitutives Moment und andererseits fragwürdig gewordene Kategorie des Soziokulturellen aus kulturanthropologischer Sicht angemessen thematisiert werden?" (S. 3)
Die zugrunde gelegten ontologischen Annahmen entwickelt der Autor anhand des Begriffes der Praxis (Bourdieu) als Strukturierung (Giddens). Aus seiner kulturanthropologischen Perspektive ist die kulturelle Dimension dieser Konstituierungsprozesse, die die strukturierungstheoretischen Ansätze als Prozesse der Strukturierung begreifen, allerdings "noch weitgehend unbestimmt." (S. 27)
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Ivo Moßig: Räumliche Konzentration der Verpackungsmaschinenbau-Industrie in Westdeutschland. Eine Analyse des Gründungsgeschehens. Münster 2000. 143 S.
Die Studie von Ivo Moßig untersucht die Einflußfaktoren und Prozesse, durch die sich Branchen während ihrer Entstehungs- bzw. Wachstumsphasen räumlich konzentriert lokalisieren. Der Untersuchungsgegenstand ist der deutsche Verpackungsmaschinenbau, ein kleiner, aber seit den 1980er Jahren erstaunlich boomender Branchenzweig mit Exportquoten von regelmäßig über 70 % - kurz gesagt, einer der "hidden champions" der deutschen Industrie. Die rund 300 klein- und mittelständischen Betriebe konzentrieren sich stärker in zwei Regionen: nordöstlich von Stuttgart, vor allem im Landkreis Schwäbisch-Hall, und in Mittelhessen in den Landkreisen Gießen bzw. Lahn-Dill.
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Norbert Gestring u. a. (Hg.): Jahrbuch StadtRegion. Schwerpunkt: Einwanderungsstadt. Opladen 2001. 264 S.
Das Jahrbuch StadtRegion ist etwas Neues. Zum ersten Mal 2001 erschienen, hat es den Anspruch, den Wissenschaftstransfer und Austausch zwischen Forschung und Praxis im Bereich der stadt- und regionalspezifischen Themen zu befördern. Das Jahrbuch ist ein interdisziplinäres Forum, das von fünf Stadtsoziolog(inn)en bereitgestellt und herausgegeben wird. Neben einem "Schwerpunkt" bietet es eine Rubrik "Analysen und Kommentare", Rezensionen sowie "Dokumentationen und Statistik". Am ersten Band haben Vertreter vieler Fachrichtungen mitgewirkt, was sicher an der hohen Aktualität des Themas liegt.
Besonders erfreulich sind die Rezensionen, die einen angenehmen Service für den interessierten Leser darstellen, sowie die Rubrik "Dokumentation und Statistik". Werner Petrowsky hat hier einen Überblick über die amtliche Statistik zusammengestellt, in der er sowohl die Erhebungsbasis wie auch die Aussagekraft der Quellen thematisiert, daneben aber auch eine Fülle von Daten für Städte über 100.000 Einwohnern systematisch gesammelt hat. Jörg Pohlan entwickelt in dieser Rubrik ein Monitoring der Städte und Regionen, in dem er weitere Daten zur Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung, zu Finanzen, Wirtschaft und Beschäftigung dokumentiert und kommentiert. Von den Beiträgen in der Rubrik "Analysen und Kommentare" widmen sich zwei dem Schwerpunktthema Zuwanderung, welche unten kurz besprochen werden. Die anderen Beiträge - von Paolo Perulli über den Aufstieg und Niedergang der "Partei der Bürgermeister" in Italien sowie von Uwe-Jens Walther über die Entstehung, die Aufgaben sowie die ambivalente Zielsetzung des Bund-Länder Programms "Soziale Stadt" - möchte ich im Folgenden nicht besprechen, sondern mich dem "Schwerpunkt" des Jahrbuchs widmen.
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Johannes Wirths: Über Theorie. Probleme in der jüngeren deutschsprachigen Humangeographie. Kassel 2001 (Urbs et Regio, Bd. 72). 361 S.
Das Buch erstmals in der Hand, lässt mich die Umschlaggestaltung nicht den offiziellen Titel, sondern "Geographie als Sozialwissenschaft!?" als Titel lesen. Damit wäre dann jedenfalls auch die Klammer benannt, die verschiedene Probleme mit und in der jüngeren deutschsprachigen Humangeographie zu einer diskursiv handhabbaren Einheit zusammenzieht. Wirths nimmt sich damit in der Tat die zentrale methodologische Kontroverse der letzten zwei Jahrzehnte vor. Für ihn stellen sich die Probleme der Geographie vor allem als Aspekte ihrer unvollständigen oder unabgeschlossenen Versozialwissenschaftlichung dar.
Wenn jedoch eine neue Sozialgeographie nicht so ohne weiteres zu haben sei, was könnte sie dann wenigsten bedeuten? "Wie kann die gegenwärtige, sich als sozial(wissenschaftlich)e Regionalforschung beziehungsweise als regionale Sozialforschung begreifende - spätere und zukünftige - diskursive Praxis der Geographie angemessen beschrieben, die unübersichtliche schwierige Situation aufgeklärt werden?" (19) Auf diese Fragen, sofern sie die deutschsprachige Geographie berühren, will Wirths eine Antwort gegeben, nicht indem er Theorieprobleme löst, sondern indem er eine Perspektive entwickelt, die davon absieht, über Theorien zu urteilen. "Vielmehr sollen die verschiedene gegenwärtigen Theorieprobleme, -entwürfe und -praktiken überhaupt erst einmal in den Blick genommen und zueinander in Beziehung gesetzt werden." (19) Er scheint damit seinen Beitrag als eine Art Orientierungsarbeit zu verstehen, eine Arbeit, die indirekt dem kritisch-konstruktiven Umgang mit Theorie und letztlich auch entsprechenden Entscheidungen zugute kommen soll.
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Andreas Farwick: Segregierte Armut in der Stadt. Ursachen und soziale Folgen der räumlichen Konzentration von Sozialhilfeempfängern. Opladen 2001. 212 S.
In der amerikanischen und europäischen Stadtforschung wird derzeit eine lebhafte Debatte darüber ausgefochten, ob sich - vor dem Hintergrund von Deindustrialisierung und der Fragmentierung der Gesellschaft - eine neue Qualität der Armut entwickelt hat. Die in dieser Debatte geprägten Konzepte der "New Urban Underclass" (Wilson 1987) und der "sozialen Ausgrenzung" (vgl. Kronauer 1997) sind nun auch in Deutschland verwendet worden, um die qualitativ neuen sozialen Folgen der damit verknüpften Armut zu beschreiben. Ein wesentliches Merkmal der Armut ist ihre Konzentration in den Großstädten und dort wiederum in einzelnen Stadtteilen. Die als Dissertation eingereichte Arbeit des Geographen Andreas Farwick nimmt die Diskussion um die Folgen der Armutskonzentration auf und untersucht am Beispiel von Bremen und Bielefeld die Segregation von Sozialhilfeempfängern und die Auswirkungen dieser Segregation auf den Sozialhilfebezug.
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