Joachim Weber: Kroatien. Regionalentwicklung und Transformationsprozesse. Stuttgart 2002 (Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg 92). 319 S.

Wenn heute eine geographische Arbeit über das komplexe räumliche Wirkungsgefüge eines Staates erscheint, so nennt sie sich keinesfalls "Länderkunde", vielleicht noch "Länderprofil", am besten aber wehrt sie sich gegen den Verdacht, "nur" regionale Geographie zu betreiben mit der Vorgabe, eine Untersuchung spezifischer Probleme und Entwicklungsprozesse zu sein. So bezeichnet der Hamburger Geograph JOACHIM WEBER, betreut von GERHARD OBERBECK, seine im Rahmen einer Dissertation durchgeführte Studie Kroatiens als "Untersuchung der Regionalentwicklung Kroatiens im historischen Kontext". Als Forschungsmethoden wählt er das "Erklären" im Sinne eines rationalen Begründens und das "Verstehen" im Sinne ganzheitlicher Deutung, einer "Logik der Interpretation" und sieht diese nicht als Gegensätze. Landesspezifische Aussagen sind stets in themenspezifische Theorien eingebettet. Reflexion über Theorien, Forschungsmethoden und über das jeweils eigene Herangehen an den Forschungsgegenstand nehmen breiten Raum ein.

Norbert Gestring, Herbert Glasauer, Christine Hannemann, Werner Petrowsky und Jörg Pohlan (Hg.): Jahrbuch StadtRegion 2002. Schwerpunkt: Die sichere Stadt. Opladen 2002. 224 S.

"Die sichere Stadt" lautete das Schwerpunktthema, das die Herausgeber, die überwiegend in der Soziologie beheimatet sind, für das Jahrbuch StadtRegion 2002 ausgewählt haben. In vier Schwerpunktaufsätzen, drei Analysen und Kommentaren sowie zwei Dokumentationen werden unterschiedliche Scheinwerfer positioniert, um das in der Stadtforschung aktuelle Thema zu beleuchten. Sicherlich wird man das Jahrbuch nicht von der ersten bis zur letzten Seite lesen, doch beim Blättern werden Leserin und Leser bestimmt öfter einhaken, als es üblicherweise bei Readern der Fall ist. Das ist ein gutes Zeichen.

Thomas Braun: Analyse, Planung und Steuerung im Gesundheitswesen. Geographische Möglichkeiten und Perspektiven am Beispiel von Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung. Augustin 2002 (Bonner Geographische Abhandlungen 108). 147 S.

Bereits 1984 berichtete J. ANTHONY HELLEN, dass in Großbritannien 7% der Absolventen eines Geographiestudiums ihre erste Anstellung im Gesundheitssektor fanden. In Deutschland hingegen sind auch fast 20 Jahre später in Einrichtungen des Gesundheitswesens tätige Geographen eine Rarität. Um so wichtiger ist es, Möglichkeiten und Perspek-
tiven geographischer Arbeitsweisen und Methoden im deutschen Gesundheitsbereich zu untersuchen. THOMAS BRAUN hat dies am Beispiel von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Fragen zur Analyse, Planung und Steuerung von Ressourcen dieses Wirtschaftszweiges getan.

Hans H. Blotevogel, Jürgen Ossenbrügge und Gerald Wood (Hg.): Lokal verankert - weltweit vernetzt. 52. Deutscher Geographentag Hamburg, 2.-9. Oktober 1999. Tagungsbericht und wissenschaftliche Abhandlungen. Stuttgart 2000. 637 S.

Fast schon "traditionsgemäß" versteht sich der abermals opulente Verhandlungsband des 52. Deutschen Geographentages als Dokumentation. Im Mittelpunkt stehen Kurzfassungen der Vorträge zu den großen Leitthemen des Hamburger Kongresses.

Werner Franke, Josef Grave, Heiner Schüpp und Gerd Steinwascher (Hg.): Der Landkreis Emsland: Geographie, Geschichte, Gegenwart - eine Kreisbeschreibung. Meppen 2002. 931 S.

Es ist schon erstaunlich, dass - in einer Zeit knapper Kassen und schrumpfender öffentlicher Haushalte - ein solch opulentes Werk möglich ist: Großformatig, hochglänzend, großzügig mit farbigen Fotos, Diagrammen, Tabellen und einem wissenschaftlichen Apparat ausgestattet und zudem umfassend und aktuell informierend.

Jürgen Schultz: Die Ökozonen der Erde. 3., völlig neu bearb. Auflage. Stuttgart 2002. 320 S.

Mit dem vorliegenden Buch ist dem Verfasser und dem Verlag eine exzellente Neuauflage der 1988 erstmals erschienenen Ökozonen der Erde gelungen. Die Neuausgabe stellt dabei einen Extrakt des komplexeren Handbuchs der Ökozonen (Ulmer 2000, UTB L) dar und wurde für Studenten konzipiert, die sich ein kurzes und preisgünstiges Lehrbuch zum Thema Ökozonen der Erde wünschten.

Matthias Gather und Andreas Kagermeier (Hg.): Freizeitverkehr. Hintergründe, Probleme, Perspektiven. Mannheim 2002 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 1). 140 S.

Verkehrsgeographische Arbeiten und Forschungsansätze hatten in der jüngeren Vergangenheit innerhalb der Geographie keinen zentralen Stellenwert, vergleicht man dies beispielsweise mit stadt- oder wirtschaftsgeographischen Aktivitäten. Seit Ende der 90er Jahre erfolgt jedoch wieder ein organisierter verkehrswissenschaftlicher Austausch in der Geographie, der seinen Ausgangspunkt in der Neugründung eines DGfG-Arbeitskreises Verkehr auf dem Geographentag 1997 fand. Seither werden regelmäßige Jahrestagungen und Fachsitzungen zu diesem Themenfeld durchgeführt, an denen sich eine größere Zahl von Forschenden und Lehrenden aus verschiedenen disziplinären Kontexten beteiligt. Zur Dokumentation dieser Aktivitäten wurde mittlerweile eine eigene Schriftenreihe eingerichtet, deren erster Band zum Thema "Freizeitverkehr" nunmehr vorliegt. Er dokumentiert die Beiträge von zwei Fach- bzw. AK-Sitzungen des Leipziger Geographentages 2001.

Jürgen Deiters (Hg.): Umweltgerechter Güterverkehr. Handlungsansätze auf staatlicher, kommunaler und betrieblicher Ebene. Osnabrück 2002. 101 S.

Die vorliegende Schrift befasst sich aus einer umweltpolitischen Perspektive mit dem Güterverkehr. Dieser gilt in der gegenwärtigen Verkehrspolitik als zentrales Problem, vor allem aufgrund seiner hohen Wachstumsraten. Dies gilt insbesondere für den Straßengüterverkehr sowie die Luftfracht. Beide Sektoren bringen, gemessen an ihren Verkehrsanteilen, überproportional hohe Folgelasten mit sich, etwa bei den Emissionen von Klimagasen und Luftschadstoffen, beim
Verkehrslärm oder in der Abnutzung von Infrastrukturen.

Aurelia George Mulgan: The Politics of Agriculture in Japan. London, New York 2000. 856 S.

In der westlichen, vor allem deutschen Japanforschung ist die Landwirtschaft Japans extrem unterbelichtet. Dies erscheint einerseits verständlich angesichts ihrer enorm geschrumpften Bedeutung (weniger als 5% Anteil an der Erwerbsbevölkerung, lediglich 1,3% Anteil am Bruttoinlandsprodukt), andererseits verwunderlich, denn gemessen an ihrem dramatischen Rückgang spielt sie immer noch eine herausragende Rolle in der politischen Ökonomie des Landes.

Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Hg. vom Institut für Länderkunde, Leipzig. Band 4: Bevölkerung.Mithg. von Paul Gans und Franz-Josef Kemper. 164 S. Heidelberg, Berlin 2001. 164 S.

Der vorliegende Band "Bevölkerung" ist Teil des auf 12 Bände konzipierten "Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland", der sich nicht als "Deutscher Nationalatlas" versteht und daher auch wohltuend auf Begrifflichkeiten aus dem Kontext "Volk und Nation" verzichtet. Der Band ist Spiegelbild einer seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts - nicht zuletzt durch WOLFGANG KULS initiiert - konsequent auf demographischer Fundierung neu konzipierten Bevölkerungsgeographie. Unter diesem Gesichtspunkt ist es allerdings bedauerlich, dass im Vorwort des Bandes sehr umständlich nach einer "griffigen" Definition des Terminus Bevölkerung gesucht wird. Die einzelnen Bände des Atlaswerkes, von dem inzwischen fünf erschienen sind, sollen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland themenorientiert räumlich differenzierte Informationen präsentieren, die im vorliegenden Fall auch dokumentieren, welche Folgen die 40-jährige Trennung in zwei deutsche Teilstaaten gezeitigt und wie sich das Zusammenwachsen im vergangenen Jahrzehnt gestaltet hat.

Kerstin Meyer: Entwicklung und Struktur der Städte in Castilla y Léon (Spanien). Passau 2001 (Passauer Schriften zur Geographie 17) 229 S.

Frau MEYER hat sich bei ihrer Dissertation, sicherlich durch ihren akademischen Lehrer K. ROTHER beeinflusst, bewusst für den kulturgenetischen Forschungsansatz entschieden und geht dabei davon aus, dass die Stadt der typischste Ausdruck regionaler Kultur und regionaler Spezifika ist, worin sie mit der aktuellen spanischen Stadtforschung übereinstimmt. Folgerichtig formuliert sie die These, dass die Städte der autonomen Gemeinschaft Castilla y León einen eigenen Stadttyp darstellen, der durch gemeinsame "räumliche Gegebenheiten" (?) sowie durch die politische und wirtschaftliche Entwicklung bestimmt wird.
Sicherlich ist es richtig, innerhalb des regionalen Stadttyps Castilla y León einige Städte "genau zu untersuchen". Erste Zweifel regen sich, wenn die ca. 50 städtischen Siedlungen nur nach Einwohner-Größenklassen unterteilt werden (über 100.000 Ew., 50.000-100.000 Ew., 20.000-50.000 EW., unter 20.000 Ew.). Diese werden größer, wenn die Auswahl der Beispielsstädte nicht ausreichend begründet wird: Salamanca (warum nicht Valladolid?) - Zamora (warum nicht Segovia oder Avila?) - Aranda de Duero - Tordesillas (und Ciudad Rodrigo?).