Heinz Peter Brogiato und Alois Mayr (Hg.): Joseph Partsch - Wissenschaftliche Leistungen und Nachwirkungen in der deutschen und polnischen Geographie. Beiträge und Dokumentationen anlässlich des Gedenkkolloquiums zum 150. Geburtstag von Joseph Partsch (1851-1925) am 7. und 8. Februar 2002 im Institut für Länderkunde, Leipzig. Leipzig 2002 (Beiträge zur regionalen Geographie 58). 230 S.

Dieser umfassenden und reich ausgestatteten Würdigung des Lebenswerkes von Joseph Partsch ist eine große Leserschaft zu wünschen, gleichfalls stellt sie ein Vorbild für biographische Publikationen zu anderen Geographen dar.
Joseph Partsch wurde 1851 in Schreiberhau, dem heutigen Szklarska Pore?ba, geboren. Sein Studium absolvierte er an der Universität in Breslau bei Carl Neumann, wo er 1874 promovierte, im folgenden Jahr seine Habilitaion ablegte und 1876 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1884 trat er dort das Amt des Ordinarius für Geographie an. Erst 1905 wechselte er an die Universität Leipzig, wo er bis zu seiner Emeritierung 1922 wirkte. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen in der Glazialmorphologie sowie in der Länderkunde über Griechenland und Schlesien. Mit Albrecht Penck verband Partsch eine tiefe Freundschaft. 1925 verstarb Partsch im Alter von 74 Jahren.

Vivien Lo, Eike Schamp (Hg.): Knowledge, learning, and regional development. Münster 2003 (Wirtschaftsgeographie, Band 24).

Eine der Kernaussagen dieses Sammelbands ist gleichzeitig das Programm seiner Entstehung: Lernen erfordert die Verknüpfung sozial verankerter Kommunikationsprozesse auf regionaler wie überregionaler und internationaler Ebene. Das Buch enthält die aktualisierten Beiträge des 7. Dutch-German Seminar on Economic Geography von 1999, eines Forums, das seit nunmehr 15 Jahren regelmäßig und grenzüberschreitend den wissenschaftlichen Informationsaustausch und die sozialen Beziehungen pflegt.

Harald Bathelt, Johannes Glückler: Wirtschaftsgeographie. Ökonomische Beziehungen in räumlicher Perspektive. Stuttgart 2002.

Setzt man das Beschreiben und Erklären von räumlichen Phänomenen als Grundperspektive einer verstehenden, gesellschaftswissenschaftlich ausgerichteten Geographie, so ist die Disziplin in der empirischen Arbeit immer wieder dem Risiko ausgesetzt, in der Beschreibung der empirischen Vielfalt stecken zu bleiben und "theoriegeleiteter" Forschung lediglich ein Lippenbekenntnis in Einleitungen zu zollen. Lehrbücher dagegen bieten einerseits die Gelegenheit, müssen sich aber auch der Herausforderung stellen, das Fach in seinen gesellschaftlichen wie wissenschaftlichen Begründungszusammenhängen neu zu strukturieren und zu orientieren.

Gunter Maier, Franz Tödtling: Regional- und Stadtökonomik 1: Standorttheorie und Raumstruktur. Heidelberg u.a. 3. aktualisierte Aufl. 2001.

Gunter Maier, Franz Tödtling: Regional- und Stadtökonomik 2: Regionalentwicklung und Regionalpolitik. Heidelberg u.a., 2. erweiterte Aufl. 2002.

Über Regional Science oder Regionalökonomik zu schreiben heißt derzeit, über ein Paradoxon zu berichten. Einerseits haben die Wirtschaftswissenschaften den Raum neu entdeckt ("spatial turn in economics"). Michael Porter trug und trägt als Betriebswirt maßgeblich zur globalen Popularisierung des Clusterkonzepts bei - und erntet damit, was andere lange vor ihm in Form von Theorien gesät haben. Der die Variable Raum bis dato weitgehend ignorierende Volkswirt Paul Krugman begründet, ähnlich erfolgreich wie Porter, in Wissenschaft und Politik eine New Economic Geography - und bedient sich dabei Jahrzehnte zuvor von der Regional Science entwickelter Erkenntnisse. Andererseits profitiert die Regionalökonomik, deren Kernthema räumliche Sachverhalte der Ökonomie sind, erstaunlich wenig von diesem rational gut nachvollziehbaren Bedeutungsgewinn.

Fouad N. Ibrahim and Barbara Ibrahim: Egypt. An economic geography. London 2003. 285 S.

Es ist erfreulich zu sehen, dass ansatzweise - und in hoffentlich steigendem Maße! - englische bzw. auf den englischsprachigen Markt ausgerichtete Verlage und Verleger sich der Expertise und Kompetenz einer nicht-anglophonen Fachwissenschaft versichern. Das hier angezeigte Buch ist ein solches Beispiel!

Rudolf Juchelka und Andreas Koch (Hg.): Forschungen aus dem Geographischen Institut der RWTH Aachen. Aachen 2002 (Aachener Geographische Arbeiten 36). 300 S.

Mit dem vorliegenden Sammelband legen die Herausgeber einen Querschnitt aktueller Forschungsarbeiten zur Physio- sowie zur Wirtschaftsgeographie vor. Dabei fällt die Gewichtung mit acht physisch-geographischen Beiträgen proportional stärker aus, als es die Personalstruktur des Institutes erwarten ließe.

Sabine Hafner: Strategien zur Aufwertung von Stadtquartieren und zur Qualifizierung von benachteiligten Menschen. Soziale Unternehmen in München, betrachtet aus einer konstruktivistischen Perspektive. Passau 2003 (Münchener Geographische Hefte 84). 205 S.

Die vorliegende Fallstudie über "Quartiere der sozialen Exklusion", oder nach älterem Duktus "soziale Brennpunkte", in München will neben der Aufdeckung von Hintergründen und Akteuren bei der - negativen - Bedeutungszuschreibung für solche Stadtviertel auch Ansatzmöglichkeiten für Veränderungen identifizieren.

Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Hg. vom Institut für Länderkunde, Leipzig. Band 5: Dörfer und Städte. Mithg. von Klaus Friedrich, Barbara Hahn und Herbert Popp. Heidelberg, Berlin 2002. 194 S.

Da es derzeit keine aktuelle und umfassende Darstellung des deutschen Siedlungswesens in Buchform gibt, schließt Band 5 des zwölfbändigen Nationalatlasses sogar eine Lücke. Sein Anliegen ist zwar nicht eine tiefgründige wissenschaftliche Analyse von Siedlungen, aber er gibt auf seinen großformatigen Seiten ergänzt durch vielfältige Illustrationen einen umfassenden Überblick über die gebauten Strukturen unseres Lebensraumes und die in ihnen ablaufenden Prozesse.

Westermanns Weltatlas: Reprint der Originalausgabe von 1928. 137 Haupt- und 118 Nebenkarten auf 109 Kartenblättern mit erläuterndem Text und einem alphabetischen Namensverzeichnis. Bearb. von ADOLF LIEBERS. Braunschweig 2003. 234 S.

Es gibt Publikationen, die - aus kunsthistorischen, geistesgeschichtlichen, wissenschaftspolitischen oder anderen Gründen - nach gewisser Zeit eine Faksimile-Reproduktion verdienen und rechtfertigen. Ob der hier angezeigte "Westermann Weltatlas" dazugehört, bleibe dahingestellt. Ein disziplin- und zeitgeschichtlich interessanter Reprint ist das 1921 erstmals erschienene und bis 1928 in 27 immer wieder aktualisierten Ausgaben aufgelegte Atlaswerk auf jeden Fall! Es gewährt Einblick in das kartographische Know-how des frühen 20. Jahrhunderts, nimmt den enzyklopädischen und auf Aktualität bedachten Charakter gegenwärtiger Jahresalmanache vorweg und besticht durch eine gelungene Kombination historischer, geographischer wie auch politischer und wirtschaftsstatistischer "facts and figures".

Olavi Granö (ed.): Origin of Landscape Science. J. G. Granö and a New Pure Geography for a New State. 144 S. und 18 Photos. Hakapaino Oy 2003 (Publicationes Instituti Geographici Universitatis Turkuensis 167). 144 S.

Ein Beitrag zur Geographiegeschichte? Eine Diskussion des Landschaftsbegriffs? Ein Erinnerungsbändchen an einen großen Geographen? Die hier angezeigte Publikation ist dieses alles zugleich!

Harald Bathelt und Johannes Glückler: Wirtschaftsgeographie. Ökonomische Beziehungen in räumlicher Perspektive. Stuttgart 2002. 319 S.

Mit ihrem Buch "Wirtschaftsgeographie. Ökonomische Beziehungen in räumlicher Perspektive" ist HARALD BATHELT und JOHANNES GLÜCKLER gleich in zweifacher Hinsicht ein großer Wurf gelungen: Sie haben nicht nur ein hochmodernes, didaktisch hervorragendes Lehrbuch vorgelegt, sondern darüber hinaus mit dem Buch einen innovativen Beitrag zu den aktuellen theoretischen internationalen Diskursen in der Wirtschaftsgeographie geleistet.