Von melancholischer Geographie

Die Thematik
Der folgende Aufsatz ist eine geographiehistorische Studie aus Anlaß eines Textes.1 Ich versuche, diesen Text zunächst auf seine zentrale Denkfigur hin zu rekonstruieren, in einigen wesentlichen Hinsichten zu interpretieren, dann in einigen Punkten zu kritisieren und schließlich geographiegeschichtlich zu lokalisieren. 2 Für die erste Durchsicht handelt die Arbeit von Jürgen Hasse nahezu von allem, was es gibt: Sie handelt von Virtual Reality und Naturschutz, von ICE und Transrapid, von Diskotheken, Flugzeugsimulatoren und Ganzkörperanzügen;

Rolf Keim: Wohnungsmarkt und soziale Ungleichheit. Über die Entwicklung städtischer Polarisierungs-prozesse. Basel u. a. 1999. 339 S.

Untersuchungen von Wohnungsmarkt und Wohnungspolitik sind in Deutschland gemeinhin eine eigenständige Sparte, getrennt von der Erforschung sozialräumlicher Entwicklungen. Keim hat es unternommen, beides in der Untersuchung der mittleren Großstadt Kassel zusammenzubringen.

Gerd Hennings u. Sebastian Müller (Hg.): Kunstwelten. Künstliche Erlebniswelten und Planung. Dortmund 1998. (Dortmunder Beiträge zur Raumplanung 85). 211 S.

Kino-Paläste, Musical-Halls und Mega-Malls, Urban Entertainment Center, Vergnügungsparks, neue Sportarenen und vieles mehr - die vielfältigen Ingredienzien des freizeitorientierten Umbaus der Stadtlandschaften sind weitgehend bekannt. Während die Liste möglicher Erscheinungs- und Nutzungsformen neuer künstlicher Erlebniswelten in den Städten nahezu endlos erscheint, ist die Zahl der bisher von der Stadt- und Regionalforschung hierzu vorgelegten Analysen leider noch sehr endlich.

Günter Meyer u. Andreas Thimm: Globalisierung und Lokalisierung. Netzwerke in der Dritten Welt. Mainz 1997 (Interdisziplinärer Arbeitskreis Dritte Welt. Veröffentlichungen, Bd. 12). 148 S.

Die vorliegende Sammlung von fünf Texten, die auf eine Tagung des Interdisziplinären Arbeitskreises Dritte Welt zurückgehen, stellt den Begriff des Netzwerkes und die damit verbundene Perspektive in die Betrachtung transnationaler Beziehungen vor dem Hintergrund der Golbalisierungsprozesse ein. Die in den einzelnen Texten betrachteten Netzwerke sind dabei von sehr unterschiedlicher Art.

Petra Voßebürger u. Andrea Weber: Planerischer Umgang mit Freizeitgroßprojekten. Bausteine zum Konfliktmanagement am Beispiel eines "Center Parcs"-Projektes. Dortmund 1998 (Dortmunder Beiträge zur Raumplanung 86). 185 S.

Die Freizeitindustrie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in einem rasanten Tempo zu einem stark expandierenden Industriezweig entwickelt, wobei in Mitteleuropa der Trend aktuell in Richtung auf Freizeit- und Erlebniswelten (mit dem Schwerpunkt im Bereich Kurzurlaub) geht.

Sebastian Müller u. Rita A. Herrmann (Hg.) 1999: Inszenierter Fortschritt - die Emscherregion und ihre Bauausstellung. Bielefeld. 135 S.

1989 war die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park angetreten, den Strukturwandel im nördlichen Ruhrgebiet zu fördern. Mit den unterschiedlichsten Projekten sollte ein Beitrag zur ökologischen, ökonomischen, sozialen und städtebaulichen Modernisierung der Region geleistet werden. Dabei verstand sich die IBA immer auch als "Werkstatt für die Zukunft von Industrieregionen" (IBA-Memorandum von 1996) und hatte damit den Anspruch formuliert, ein gesamtregionales Entwicklungsprogramm mit Modellcharakter für andere altindustrielle Regionen zu sein.

Klaus Ronneberger, Stefan Lanz u. Walter Jahn: Die Stadt als Beute. Bonn 1999. 240 S.

Die Großstädte sind Thema. Sie werden debattiert im Feuilleton wie im Wirtschaftsteil, unter dem Label der Kriminal- wie der Sozialpolitik, von Politikern und Journalisten und in den zuständigen wissenschaftlichen Disziplinen sowieso.

Heiner Monheim u. Christoph Zöpel (Hg.): Raum für Zukunft. Zur Innovationsfähigkeit von Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik. Festschrift für Karl Ganser. Essen 1997. 375 S.

Unter dem Titel "Raum für Zukunft" haben die Herausgeber Heiner Monheim und Christoph Zöpel eine Vielzahl von Aufsätzen in einer Festschrift für Karl Ganser, dem Initiator und Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park, zusammengetragen. Um die "Innovationsfähigkeit von Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik" soll es gehen

Bilderwelten - Weltenbilder

Als ich im Sommer 1999 mit meiner Familie die Ausstellung "Schön ist es auch anderswo ... Fotografien vom Ruhrgebiet 1989-1999" im Rheinischen Industriemuseum in Oberhausen besuchte, war meinem 10-jährigen Sohn schnell klar geworden: "Das ist doch keine Kunst." Seine abwertende Beurteilung hatte sich vor allem an den Fotografien von Lorenz Berges "Florastraße. Gelsenkirchen" entzündet.

Regionale Identität als empirischer Untersuchungsgegenstand - Aufbruch in die "Normalwissenschaft"?

Christian Rohrbach: Regionale Identität im Global Village - Chance oder Handicap für die Regionalentwicklung? Frankfurt/M. 1999 (Institut für Kulturgeographie, Stadt- und Regionalforschung. Materialien, Bd. 26). 149 S.

Jörg Schuhbauer: Wirtschaftsbezogene Regionale Identität. Mannheim 1996 ( Mannheimer Geographische Arbeiten, Bd. 42). 227 S.

Christoph Wolk: Regionalgeschichte und Identität. Empirische Untersuchungen am Kaiserstuhl. Frankfurt/M. usw. 1998 (Freiburger Beiträge zur Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik, Bd. 5). 274 S.

Das geographische Forschungsthema "Regionale Identität" scheint in der Phase der - um mit Kuhn zu sprechen - "normalen Wissenschaft" angelangt zu sein: Die theoretisch-paradigmatische Diskussion ist weitestgehend abgeschlossen, ja konvergiert mit manchen Ansätzen in Nachbarwissenschaften; theoretische Erörterungen finden nur noch in Form von Referenzen oder gar quasi-anekdotisch statt, ohne die positiv rezipierte Bezugsliteratur intensiver zu befragen oder sich gar mit den üblichen Verdächtigen in Gestalt der Konzeptions- Kritiker auseinanderzusetzen - kurz: Ein Forschungsgebiet hat sich etabliert; das Hauptaugenmerk liegt nun in der empirischen Arbeit, in der anwendungsbezogenen Datengewinnung durch Fallanalysen.

Gerhard Fuchs und Hans-Georg Wolf: Regionale Erneuerung durch Multimedia? Baden-Baden 2000. 111 S.

Die Autoren Fuchs und Wolf präsentieren in diesem Büchlein wesentliche Ergebnisse eines gleichlautenden Forschungsprojekts der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart (abgekürzt REMM), das im wesentlichen zwei zentrale Fragestellungen beantworten möchte (S. 9):
1.    Unter welchen Voraussetzungen kommt es in Baden-Württemberg zur Entstehung von regionalen Wirtschaftsclustern im Bereich Multimedia?
2.    Wie kann ggf. deren Entstehung und Entwicklung von regionalen Akteuren unterstützt und beeinflußt werden?