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Etienne Balibar: Sind wir Bürger Europas? Politische Integration, soziale Ausgrenzung und die Zukunft des Nationalen. Hamburg 2003. 290 S.
Welche Bedingungen müssten für die Ausbildung einer europäischen Identität erfüllt sein? Verf. geht es um "historische und politische Grenzen im Sinne von Prüfsteinen für Bürgerschaft und Zivilität (borders) und im Sinne von Bruchlinien und Kräften, an denen die Demokratie aufhört oder neu auflebt (frontiers)" (9). Im Zusammenhang mit Europa an Grenzen zu denken bedeutet für ihn, zum Einen den Blick auf die koloniale Einteilung der Welt und ihre postkolonialen Folgen und zum Anderen auf Ausgrenzungen im Inneren Europas zu richten. Beide Perspektiven treffen sich in seinem Befund der "Rekolonialisierung" (83).
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Dieter Boris: Metropolen und Peripherie im Zeitalter der Globalisierung. Hamburg 2002. 213 S.
Verflogen ist der neoliberale Entwicklungs- und Modernisierungsoptimismus vom Beginn der 1990er Jahre, der im Durchbruch zur ›globalen Marktwirtschaft‹ die Unterschiede zwischen Erster, Zweiter und Dritter Welt verschwinden sah. Doch wie sich das Verhältnis von Metropolen und Peripherie unter den Bedingungen der Globalisierung und der mit ihr einhergehenden Entstaatlichung, Entterritorialisierung und Entgrenzung entwickelt, wird bisher zu wenig erforscht.
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Michael Latzer u. W. Stefan Schmitz: Die Ökonomie des eCommerce. Marburg 2002. 210 S.
Eigentlich kommt dieses Buch zu spät: Der New Economy-Boom ist vorbei und nach der desaströsen Dot-Com-Pleite beißen sich die Ex-Apologeten der schönen neuen Netzwelt eher auf die Zunge, als sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, warum ihre Behauptungen von einst falsch waren.
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Claudia Gather, Birgit Geissler u. Maria S. Rerrich (Hg.), Weltmarkt Privathaushalt: Bezahlte Hausarbeit im globalen Wandel. Münster 2002. 239 S.
Erwerbsförmige Hausarbeit wird vor dem Hintergrund einer Internationalisierung des Privathaushalts oft als "rechtsfreier Raum" und "politisches Niemandsland" betrachtet, kaum beachtet von den nationalen Gewerkschaften, ausgeschlossen aus akademischen Diskussionen (9). Da sie als "extraterritoriale" Arbeitsform nicht der Regulierung des Staates, sondern privater Regelung unterliegt, haben ihre Arbeitskräfte kaum eine institutionelle Interessenvertretung (10).
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Sylke Nissen: Die regierbare Stadt. Metropolenpolitik als Konstruktion lösbarer Probleme. New York, London und Berlin im Vergleich. Wiesbaden 2002. 271 S.
Die zentrale These klingt plausibel: Als "erfolgreich" gilt eine städtische Administration nicht nur wegen ihrer "objektiven Erfolge", sondern auch, wenn es ihr gelingt, agenda setting zu betreiben. Das Paradebeispiel liefert die Kriminalpolitik des 1994 gewählten New Yorker Bürgermeisters Giuliani, der die Kriminalität zum Hauptthema der Lokalpolitik machte und an Hand der Kriminalstatistik öffentlichkeitswirksam Erfolge vorwies.
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Dieter Boris u. Albert Sterr: Foxtrott in Mexiko. Demokratisierung oder Neopopulismus? Köln 2002. 269 S.
Obwohl es linke Bewegungen waren, die seit den 80er Jahren die Demokratisierung des politischen Systems in Mexiko erzwangen, wurde im Jahr 2000 ein neoliberalkonservativer Präsident gewählt. Das vorliegende Buch unternimmt eine erste umfassende Bestandsaufnahme der Veränderungen und ihrer sozialen und ökonomischen Hintergründe.
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Malcom Sylvers: Die USA - Anatomie einer Weltmacht. Zwischen Hegemonie und Krise. Köln 2002. 333 S.
Verf. tritt an, die "Konturen der US-Politik und der heutigen Situation eines sich zwischen Verfall, ›Renaissance‹ und Hegemonie befindlichen Landes zu bestimmen" (9). Er liefert eine Analyse der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse in den USA und zeigt, was hinter der oft verdinglichten Vorstellung des Staates im Allgemeinen und der USA im Besonderen steht. Was hat die - von kurzfristigen Akkumulationsstrategien geprägte - amerikanische Dynamik mit der spezifischen Gesellschaftsstruktur der USA zu tun? Wie steht es um die Zukunft dieses Modells?
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Walter L. Bühl: Phänomenologische Soziologie. Ein kritischer Überblick. Konstanz 2002. 449 S.
Bei einer phänomenologischen Soziologie erwartet man die Theorien von und um Alfred Schütz. Bühl zeigt dagegen in instruktiver Weise, inwiefern verschiedene Strömungen der Phänomenologie soziologische Fragestellungen - etwa die soziale Exklusion von Anderen oder die Konstituierung von Sozialität ausgehend vom Anderen - behandeln.
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David Harvey: Spaces of neoliberalization: towards a theory of uneven geographical development. Wiesbaden 2005 (Hettner-Lectures Volume 8). 132 S.
William Shakespeare lässt in seinem berühmten Drama Der Kaufmann von Venedig den Geschäftsmann Antonio zu dem reichen jüdischen Geldverleiher Shylock sagen, dass zinstragende Kredite lediglich an Fremde zu vergeben sind, denn nur von Fremden kann man die Schuld rücksichtslos zurückfordern. Shakespeare symbolisiert diese besondere Rücksichtslosigkeit in ökonomischen Reziprozitätsprozessen zwischen Fremden dadurch, dass Antonio sein eigenes Diktum zu spüren bekommt. Antonio soll in dem Schauspiel für einen Kredit, den er nicht begleichen kann, mit einem Pfund seines eigenen Fleisches haften.
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Pascal Goeke: Transnationale Migrationen. Post-jugoslawische Biografien in der Weltgesellschaft. Bielefeld 2007 (Kultur und soziale Praxis). 391 S.
Der Titel ist Programm. In seiner gut strukturierten Dissertationsschrift greift Pascal Goeke den Diskurs um Transnationalität in der Migrationsforschung auf, um ihn systemtheoretisch zu wenden. Die Arbeit reiht sich damit in systemtheoretische Auseinandersetzungen mit sozialgeographischen Problemfeldern, die in der deutschsprachigen Geographie langsam aufkeimt. Systemtheorie in der Spätmoderne heißt hier natürlich eine Systemtheorie Luhmannscher Prägung. Er zeigt jedoch eindrucksvoll, dass die unter dem Vorurteil der Theorielastigkeit leidende Systemtheorie durchaus empirisch nutzbar ist, um soziales Sinnverstehen in einer immer komplexer werdenden Welt neu zu lesen.
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Christian Hartmann: Die Lernfähigkeit von Clustern. Eine theoretische und empirische Betrachtung. Graz 2006 (Schriftenreihe des Institutes für Technologie- und Regionalpolitik der Joanneum Research, Band 6). 242 S.
Lässt sich zum stark strapazierten Konzept des Clusters eigentlich noch etwas Neues schreiben? Welchen Mehrwert liefert dieses Buch über das hinaus, was in vielfältigen Variationen schon anderenorts nachlesbar ist? In der Tat findet sich hier einerseits so manches Altbekannte, werden Fragen der Genese, Funktionalität und Erfassung von Clustern wiederum aufgegriffen. Andererseits ergänzt der Autor thematische wie methodische Akzente:
Weiterlesen: Christian Hartmann: Die Lernfähigkeit von Clustern