Jutta Günther und Dagmara Jajesniak-Quast (Hg.): Willkommene Investoren oder nationalerbAusverkauf? Ausländische Direktinvestitionen in Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert. Berlin (Frankfurter Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas 11) 2006. 380 S.

Es ist unstrittig, dass ausländische Direktinvestitionen (ADI) im Transformationsprozess Mittel- und Osteuropas nach 1990 maßgeblich zur Modernisierung der Wirtschaft und zur Öffnung der Märkte beigetragen haben. Hinsichtlich Höhe, Herkunft und sektoraler Verteilung der ADI bestehen beträchtliche regionale Unterschiede, doch bleibt deren Einfluss auf das Wirtschaftswachstum und die Reformpolitik der Länder ambivalent. Auch wenn der Anteil der ADI am BIP in Mittel- und Osteuropa bereits 33 % beträgt, darf nicht übersehen werden, dass heute nur noch 3,1 % der ADI weltweit auf diese Ländergruppe (aber 41,6 % auf Westeuropa) entfallen (zu Beginn des 20. Jh. waren es 9,9 % im Vergleich zu 7,8 %; S. 220).

Matthias Achen, Juliane Böhmer, Matthias Gather und Peter Pez (Hg): Handel und Verkehr, Mobilität und Konsum. Mannheim (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 19) 2008. 186 S.

Wenn man die aktuelle Diskussion zu Publikationen, die Evaluierungsverfahren und die Orientierung auf wissenschaftliche Exzellenz betrachtet, dann stellt sich schon die Frage, ob die Erstellung von Büchern überhaupt und von Sammelbänden der Vorträge einer Tagung speziell nicht eine reine Zeitverschwendung sind. Sie tauchen weder im SCI noch im SSCI auf, sind nicht bei SCOPUS oder dem VGDH gelistet und bringen so den Bearbeitern weder Reputation noch Punkte auf der Zitationsliste. Und Besprechungen von solchen Werken zählen erst recht nicht! Sollte man den Bearbeitern nicht lieber den Hinweis geben, sie sollten doch bitte mal schauen, aus welcher Richtung der Wind weht, statt Zeit, intellektuelle Anstrengung und Papier (denken wir nur an die ökologische Belastung durch den Waldeinschlag) zu verschwenden. Oder gibt es doch vielleicht noch eine andere Welt, in welcher wissenschaftliche Bücher durchaus in regelmäßigen Jahresauflagen von tausenden von Exemplaren verkauft werden und auch Spezialbände einen Bildungs- und Diskussionsbeitrag leisten?

Jean-Paul Rodrigue, Claude Comtois and Brian Slack: The Geography of Transport Systems. London, New York. 2006. 285 S.

Die schöne neue Welt des Internets bietet Erstaunliches und sie kann - das lernen schon unsere Erstsemester - viel Arbeit sparen. Epigonen stellen inzwischen ganze Bücher aus Wikipedia zusammen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Internet-Blogs als vermarktungsreif angesehen wurden. Das ist nicht von vorne herein als negativ zu beurteilen. Immerhin kann die Vernetzung und sinnvolle Verknüpfung einer Vielfalt von Meinungen und Fachdetails, von einer aufmerksamen ‚community' zusammengetragen, höchst anregend sein.

Stefan Krätke: Europas Stadtsystem zwischen Metropolisierung und Globalisierung. Profile und Entwicklungspfade der Großstadtregionen Europas im Strukturwandel zur wissensintensiven Wirtschaft. Berlin et al. (Beiträge zur europäischen Stadt- und Regionalforschung) 2007. 165 S.

Der Wert dieser sehr fundierten Untersuchung liegt in der Daten- und Ergebnisdokumentation. Das durch viele anschauliche Karten und sektorale Strukturprofile abgebildete europäische Stadtsystem 2005 mit den Veränderungen seit 1997 besteht aus 54 städtischen Räumen auf der NUTS-3-Ebene mit jeweils mehr als 450 000 Einwohnern in der Kernstadt und mehr als einer Million Einwohnern insgesamt sowie drei kleineren Räumen (die Hauptstadtregionen der Slowakei und Sloweniens sowie der Raum Zaragoza).

Gerd Albers und Julian Wékel: Stadtplanung. Eine illustrierte Einführung. Darmstadt 2008. 191 S.

Das Buch basiert auf der 1992 in der zweiten Auflage erschienen "Stadtplanung. Eine praxisorientierte Einführung" von Gerd Albers, die vor allem "die handwerkliche Seite der Stadtplanung" (S. 7) darlegte. Das Verfasserteam betont i m Vo rwort, dass sich das Verständnis der Stadtplanung im Laufe der letzten zwei, drei Jahrzehnte gewandelt hat. Man hat eingesehen, dass man Stadt und Zukunft - also "Stadtzukunft" - nicht einfach so planen könne. Zu komplex wurde der Gegenstand Stadt - durch die Erkenntnis von der Begrenztheit der Ressourcen oder den demographischen Wandel oder auch durch die politischen und ökonomischen Umwälzungen, die sich seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" ergaben. Stadtplanung wur de inzwischen als kommunalpolitische Dauerbaustelle erkannt. Auf diese Neueinschätzung der Situation der Stadtplanung nimmt das Buch Bezug.

Helmut Nuhn und Markus Hesse: Verkehrsgeographie. Paderborn et al. 2006. 380 S.

Die Verkehrsgeographie als Teildisziplin der Wirtschaftsgeographie hat ihren Weg gefunden. Es waren nicht so sehr die Einflüsse des akademischen Lehrbetriebs und der großen Theoretiker des Faches, sondern die Erfordernisse und Anregungen einer täglich nach Analyse und Beratung suchenden Praxis, die einen kontinuierlichen Ausbau des Themenbereiches anschoben. Wer heute das Ausbildungsangebot der Universitäten - natürlich nicht nur in der Geographie, sondern auch in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Ingenieurwesen u.a. - betrachtet, stellt fest, dass man sich überall mehr oder weniger intensiv mit Transport und Mobilität beschäftigt. Und wer heute zu den planenden Verwaltungen auf allen Ebenen Europas und zu den Mobilitätsdienstleistern kommt, trifft Geographen zuhauf. Aus dieser für unser Fach erfreulichen Entwicklung resultiert die Notwendigkeit, immer wieder den Stand der Forschung, aber auch der gesellschaftlichen Herausforderungen zusammenzufassen.

Susanne Heeg: Von Stadtplanung und Immobilienwirtschaft. Die "South Boston Waterfront" als Beispiel für eine neue Strategie städtischer Baupolitik. Bielefeld 2008. 269 S.

Die Untersuchung hat zum Ziel, "den Einfluss von Strategien des ‚property-led development' auf die Stadt- und Wirtschaftsentwicklung zu untersuchen". Unter ‚property-led development' wird der Versuch verstanden, durch die Gestaltung der gebauten Umwelt die Voraussetzungen für eine positive Wirtschaftsdynamik zu schaffen. Neben der Wirtschafts förderung sollen das Image der Stadt sowie die Steuereinnahmen erhöht werden. Im theoretischen ersten Teil des Buches stellt Heeg die Stadtentwicklungspolitik und den Immobilienmarkt als Teil der Wirtschaftsentwicklung dar und setzt beide in Beziehung zueinander.

Heike Egner, Beate M.W. Ratter und Richard Dikau (Hg.): Umwelt als System - System als Umwelt. Systemtheorien auf dem Prüfstand. München 2008. 172 S.

Seit geraumer Zeit wird in der Geographie ein Diskurs um die "dritte Säule", die Integration von natur- und sozialwissenschaftlichen Perspektiven und Methoden, geführt. Die Notwendigkeit, Antworten auf die Herausforderun gen von Klimaerwärmung, globalem Wandel und nachhaltiger Regionalentwicklung zu finden, macht eine solche Reflexion un d Neupositionierung erforderlich. Die Fragen des 21. Jahrhunderts, so die Herausgeber, können "weder allein durch naturwissenschaftliche Arbeiten noch durch rein sozialwissenschaftlich erarbeitete Lösungen beantwortet werden". Können systemtheoretische Ansätze diesen Prozess befruchten?

Hansjörg Küster (Hg.): Kulturlandschaften. Analyse und Planung. Frankfurt am Main (Stadt und Region als Handlungsfeld 5) 2008. 180 S.

Der vorliegende Band basiert auf einer Ringvorlesung, die im Sommersemester 2005 (!) an der Universität Hannover abgehalten wurde. Die zwölf Autoren arbeiten im Großraum Hannover an Hochschulen oder in der Planungspraxis. Sie entstammen überwiegend den Fachrichtungen Landespflege/Landschaftsarchitektur, Architektur und Biologie/Ökologie. So entfaltet sich eine bunte Fülle von sehr unterschiedlichen theoretischen und praxisorientierten Beiträgen. Schon im Vorwort betont der Herausgeber, dass es viele Ansichten darüber gibt, was Kulturlandschaft ist.

Achim Nöllenheidt: RuhrKompakt. Der Kulturhauptstadt-Erlebnisführer. Mit dem Programm von Ruhr.2010. Essen 2009. 719 S.

Noch ist das Großereignis "Kulturhauptstadt Europas. Ruhr.2010" nicht eröffnet, wird schon an ihm herumgemäkelt. Andreas Rossmann legt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. Januar 2010 "eine kleine Mängelliste der Kulturhauptstadt Ruhr" vor. Er zählt nicht nur auf, was (noch) nicht fertig gestellt worden ist, sondern vor allem Projekte, die erst einmal oder endgültig auf Eis gelegt worden sind: etwa ein Konzerthaus für Bochum oder ein Besucherbergwerk in Essen (war das nicht in Gelsenkirchen geplant?), für das sich keine finanzkräftigen Investoren haben finden lassen.

Sabah Alnasseri: Periphere Regulation. Regulationstheoretische Konzepte zur Analyse von Entwicklungsstrategien im arabischen Raum. Münster 2003. 265 S.

Verf. versteht seine Arbeit als Beitrag zur Reformulierung der Regulationstheorie aus einer peripheren Perspektive (9). Im Zentrum stehen die Begriffe Artikulation und ursprüngliche Akkumulation. Sein im Wesentlichen von Althusser, Balibar und Poulantzas inspiriertes Verständnis dieser Begriffe entwickelt er anhand einer kritischen Rekonstruktion der Debatten um die Begriffe Produktionsweise, Gesellschaftsformation, vorkapitalistische und asiatische Produktion.