Sebastian Friedrich (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der »Sarrazindebatte«. Münster 2011. 262 S.

Warum überhaupt konnte Sarrazin so große Beachtung finden, welcher gesellschaftliche Diskurs hat das ermöglicht und welche Verwerfungen zeigt der »Bestseller als Krisensymptom« (Das Argument 289/2010, 866) an? Und wie kann die Debatte in den Blick genommen werden, ohne die Aufmerksamkeit ständig auf Sarrazins Thesen und Kategorien zu lenken und ihnen damit zusätzlich Gehör zu verschaffen?

René Anliker: Naturschutz in der Schweiz – und die ausländische Wohnbevölkerung? Eine Studie im Auftrag der Dr. Bertold Suhner-Stiftung (BSS). Erlenbach 2011. 30 S.

Ein Titel, der Aufsehen erregen muss. Nicht weil es um den Naturschutz geht, sondern weil die grossen öffentlichen Aufgaben rund um den Lebensraum – von der Raumplanung und dem Städtebau über die Verkehrsplanung, den Natur- und Heimatschutz bis hin zum Umweltschutz – darauf angewiesen sind, dass die Öffentlichkeit mitwirkt. Es gibt nun mal keine Abfallentsorgung, keine menschennahen Überbauungsplanungen, keinen belebten Städte und Dörfer, keinen Tierschutz, keinen Landschaftsschutz, kein Energiebewusstsein, wenn nicht alle hier lebenden Menschen mittun.

Alain Griffel: Raumplanungs- und Baurecht (in a nutshell). Zürich, St. Gallen 2012. 208 S.

Beim schweizerischen Raumplanungsrecht handelt es sich um eine relativ junge Materie. Die  Verfassungsgrundlage dazu wurde im Jahre 1969 erlassen, das Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG) erging im Jahre 1979 – in Kraft ist es seit 1980. Weil der Bund nur über die Kompetenz zu einer Grundsatzgesetzgebung verfügt und die Raumplanung als solche den Kantonen obliegt, mussten die kantonalen Gesetzgeber das Raumplanungs- und das ihnen zustehende Baurecht zusammenführen. Sie taten es vorweg durch den Erlass von kantonalen Planungsund Baugesetzen, in Anpassung an die Anforderungen des Bundesrechts: erfolgreich, neuerdings in der Phase der Novellierungen.

Jürgen Hasse, Robert Josef Kozljanič: Gelebter, erfahrener und erinnerter Raum. München 2010. 298 S.

Dass lebensphilosophische Ansätze kein Anachronismus sind, beweisen die Jahrbücher für Lebensphilosophie, die dank des engagierten Arbeitens des Philosophen Robert Josef Kozljanič seit 2005 in seinem Verlag erscheinen. Zur Beschäftigung mit dem gelebten, erfahrenen und erinnerten Raum hat er für dieses offene lebensphilosophische Forum den Geographen Jürgen Hasse als Mitherausgeber gewinnen können. Die Breite der im Band erschienenen Artikel reicht von phänomenologischen, über geographischen bis hin zu kulturwissenschaftlichen Ansätzen.

Gertrud Lehnert (Hg.): Raum und Gefühl: der Spatial Turn und die neue Emotionsforschung. Bielefeld 2011. 368 S.

Ein Blick über den Zaun der eigenen Disziplin vermittelt nicht nur Einblicke in das Denken der anderen. Mitunter konfrontiert er auch mit dem Anderen des eigenen Denkens. Während die Humangeographie ihren Raum-Begriff auf die physische Welt und die symbolisierende Überschreibung von Dingen begrenzt hat, Raum also substanziell und akzidenziell versteht, erschließt der sogenannte spatial turn in den Geistes- und Kulturwissenschaften eine sich über die Welt der Dinge hinaus öffnende erkenntnistheoretische Perspektive. Der von Gertrud Lehnert herausgegebene Band dreht sich um das Verhältnis von Raum und Gefühl.

Helmut Schneider, Rolf Jordan, Michael Waibel (Hg.): Umweltkonflikte in Südostasien. Berlin 2012.  234 S.

Wohl keine Großregion der Dritten Welt – sieht man einmal von der VR China ab – erlebte in den letzten Jahrzehnten derart dynamische wirtschaftliche und soziale Veränderungen wie Südostasien. Wandlungstendenzen manifestieren sich vor allem im wirtschaftlichen Bereich, viele Staaten der Region zählten bis vor kurzem zu den am raschesten wachsenden Ökonomien der Welt, im Bereich der Transport- und Kommunikationssysteme, aber auch im demographisch-sozialen Bereich. Die hier nur kurz angerissenen tiefgreifenden Transformationsprozesse haben auch gravierende Auswirkungen auf die Umweltsituation.

Horsta Wessel.(Hg.): Die Geburtsstätte des nahtlos gewalzten Stahlrohres. Das Mannesmannröhren-Werk in Remscheid, die Erfinder und die Mechanische Werkstatt. Essen 2012. 192 S.

Innovationen gelten als Motor wirtschaftlicher Entwicklung. Welche räumlichen Voraussetzungen die Generierung von Erfindungen, ihre wirtschaftliche Umsetzung und schließliche Übernahme durch andere Marktakteure begünstigen oder behindern, ob und wie sich diese räumlichen Rahmenbedingungen gegebenenfalls durch gezielte Maßnahmen beeinflussen lassen, aber auch wie sich Innovationen wiederum auf die Raumstruktur auswirken, sind deswegen zentrale Forschungsfragen der Wirtschaftsgeographie.

Johannes Kammer: Die Windenergieindustrie. Evolution von Akteuren und Unternehmensstrukturen in einer Wachstumsindustrie mit räumlicher Perspektive. Stuttgart 2011. 333 S.

Auf der Windenergieindustrie ruhen derzeit große Hoffnungen, die Ziele der sogenannten Energiewende zu erreichen. Die vorliegende Diss. ist somit zu einem sehr günstigen Zeitpunkt erschienen. Als hervorragender Branchenkenner liefert der Autor einen einzigartigen Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser vergleichsweise jungen Wachstumsindustrie.

Bernd Belina: Raum. Zu den RaumGrundlagen eines historisch-geographischen Materialismus. Münster 2013. 173 S.

Belinas Buch mit dem kurzen, einfachen Haupttitel: „Raum“ trägt einen nicht ganz so einfachen Untertitel: „Zu den Grundlagen eines historisch-geographischen Materialismus“. Das Ziel, einen Einstieg in Grundbegriffe der Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie zu bieten – so der Titel der Reihe, in der das Buch erschienen ist, – wird um die Aufgabe ergänzt, den derzeitigen Stand marxistisch inspirierter Raumwissenschaft zu diskutieren.

Luisa Vogt: Regionalentwicklung peripherer Räume mit Tourismus? Eine akteur-und handlungsorientierte Untersuchung am Beispiel des Trekkingprojektes Grande Traversata delle Alpi. – Erlangen: Selbstverlag der Fränkischen Geographischen Gesellschaft 2008. (= Erlanger Geographische Arbeiten, Sonderband 38.) 412 S.

EIN GEWICHTIGES BUCH. ABER LEIDER NICHT FÜR DEN RUCKSACK

Ganz sicher kann man ein gutes Buch mehrmals lesen. Immer wieder wird es so sein, dass man das gerne noch einmal zur Hand nimmt, was man als anregende, spannende oder erkenntnisreiche Lektüre in Erinnerung hat. Das gilt gewiss auch für wis-senschaftliche Publikationen, die häufig ohnehin des wiederholten Nachschlagens und Lesens bedürfen. Wie oft habe ich wichtige Bücher mehrmals gelesen! Aber kann man ein Buch – zumal binnen kurzem – zweimal rezensieren? Macht es Sinn, dass ich mich derselben Publikation nach einigen Monaten noch einmal annehme – nur weil meine Besprechung nun an eine andere Fachzeitschrift adressiert ist? Kann ich dieses zweite Mal wirklich noch etwas Neues sagen?

Philip Barcley: Zimbabwe. Years of Hope and Despair. London 2010. 234 S.

Zwar hat die Einheitsregierung von Zimbabwe African National Union – Patriotic Front (ZANU-PF) und Movement for Democratic Change (MDC) zu einer Entspannung der politischen und wirtschaftlichen Lage in Zimbabwe geführt. Dennoch ist durchaus zu befürchten, dass sich die Gewalt, die das Land im Frühjahr und Sommer 2008 erschütterte, bei den für 2012 oder 2013 anvisierten Wahlen wiederholt. Ursachen, Ziele und Merkmale der von der Mugabe-Regierung lancierten Repression behandelt Philip Barcley im vorliegenden Buch.