Karen Joisten (Hg.): Räume des Wissens. Grundpositionen in der Geschichte der Philosophie. Bielefeld 2010. 234 S.

Dieses Buch enthält zehn Aufsätze, die sich aus der Sicht ausgewählter philosophischer Grundpositionen (vom griechischen Philosophen Plotin im 2. Jahrhundert v. Chr. über Heidegger bis Foucault) mit Wissensräumen bzw. der Räumlichkeit des Wissens befassen. Sie gehen der Frage nach, warum im Bewusstsein und in der Sprache des Menschen eine Verräumlichung des Wissens geschieht und auf welche Weise das spezifische Wissen jeweils räumlich organisiert, strukturiert und/oder veranschaulicht wird.

Jörg Gertel: Globalisierte Nahrungskrisen. Bruchzone Kairo. Bielefeld 2010. 453 S.

Das Fallbeispiel der Stadt Kairo, in der im Frühjahr 2008 die Einwohnerinnen und Einwohner wegen der anhaltenden Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln wie Brot auf den Straßen protestierten, liegt im Zentrum der umfassenden Studie des Wirtschafts- und Sozialgeographen Jörg Gertel zum Phänomen globalisierter Nahrungskrisen. In der Einleitung - und deutlicher noch im Titel seiner Monographie - erhebt der Autor den Anspruch, das empirisch vertiefte Verständnis des Lokalen am Fallbeispiel der Stadt Kairo mit der Kenntnis globaler Dynamiken zu verbinden, und formuliert kein geringeres Ziel als das der Allgemeingültigkeit: Die Ergebnisse seiner empirischen Studie zur Nahrungsunsicherheit in Kairo sollen auch auf andere Metropolen übertragbar sein.

Stefan Brauckmann: Eisenbahnkulturlandschaft. Erlebbarkeit und Potentiale. Stuttgart 2010. 386 S.

Die als Dissertation an der Universität Hamburg eingereichte Abhandlung beschreibt ausführlich Entwicklung, Zustand und Folgenutzung der regionalen Eisenbahnnetze in den Landkreisen Herzogtum Lauenburg (östlich von Hamburg) und Demmin (südöstlich von Greifswald) im Vergleich. Damit ist auch schon ein wesentliches Problem des gewichtigen Werkes angesprochen: Der Inhalt entspricht nicht völlig der Erwartungshaltung beim Lesen des Titels.

Wilfried Heller (Hg.): Identitäten und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen. Ostmittel- und Südosteuropa im Spannungsfeld von Regionalismus, Zentralismus, europäischem Integrationsprozess und Globalisierung. Münster 2011. 299 S.

Überkommene Denkmuster mit West-Ost-Dichotomien - der so genannten Mauer in den Köpfen - sind im Alltag verbreitet anzutreffen; in der Wissenschaft haben sie keinen Platz, zumindest nicht in der vorliegenden Publikation, die Wilfried Heller als überarbeitete Fassung von Vorträgen eines Bukarester Symposiums (Juni 2010) herausgab.

Wilfried Heller (Hg.): Identitäten und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen. Ostmittel- und Südosteuropa im Spannungsfeld von Regionalismus, Zentralismus, europäischem Integrationsprozess und Globalisierung. Berlin et al. 2011. 299 S.

Der Sammelband motiviert und legitimiert sich mit einem in Politik und Öffentlichkeit ausgemachten Bildungsideal und dem Wunsch nach einer besseren Welt: Wenn wir in Europa mehr voneinander wüssten, so wird mit Jean-Claude Juncker eingangs argumentiert, dann könnten wir den europäischen Integrationsprozess besser gestalten (Heller, S. 1). In dem Maße wie sich das Gros der Autorinnen und Autoren aus der Geographie, Soziologie, Ethnologie, Geschichtswissenschaft und anderen Fächern an diesem Ziel orientiert, wird allerdings auf eine Reihe von theoretischen Möglichkeiten bei der Thematisierung von Identitäten und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen verzichtet.

Tobias Becker, Anna Littmann und Johanna Niedbalski (Hg.): Die tausend Freuden der Metropole. Vergnügungskultur um 1900. Bielefeld 2011. 337 S.

Im Jahre 2003 veranstaltete die Deutsche Akademie für Landeskunde in Bonn eine Tagung zum Thema: ‚Cultural Turn' und ‚Spatial Turn'. Neue Berührungsebenen von Geographie und Geschichtswissenschaft. Der Vortragsblock mit Beiträgen von Paul Reuber, Ute Wardenga, Matthias Michell und Karl Ditt wurde mit einer Einleitung von Andreas Dix, der seit 2006 die Professur für Historische Geographie in Bamberg innehat, in der Geographischen Zeitschrift 93, 2005, Heft 1 veröffentlicht. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang weiterhin das von Jörg Döring und Tristan Thielmann herausgegebene Sammelwerk: Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Bielefeld 2008. Dieses besteht aus zwei Teilen, die sich mit dem Spatial Turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften und in der Humangeographie befassen.

Manfred Kühn und Susen Fischer, unter Mitarb. v. Roland Fröhlich: Strategische Stadtplanung. Strategiebildung in schrumpfenden Städten aus planungs- und politikwissenschaftlicher Perspektive. Detmold 2010. 191 S.

In der planungstheoretischen Debatte hat in den letzten Jahren die strategische Planung eine Renaissance erlebt. Nach der grundlegenden Habilitationsschrift von Thorsten Wichmann und den anregenden Beiträgen von Ernst-Hasso Ritter bzw. Uwe Altrock ist jetzt ein weiteres Werk zu diesem Thema mit dem Titel Strategische Stadtplanung erschienen. Es handelt sich um einen erweiterten Abschlussbericht zu einem DFG-Projekt, das zwischen 2007 und 2009 vom Leibnitz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) durchgeführt wurde.

Henriette Meynen (Hg.): Festungsstadt Köln. Das Bollwerk im Westen. Köln (Fortis Colonia 1) 2010. 544 S.  

Die Herausgeberin des eindrucksvollen Werks über die "Festungsstadt Köln. Das Bollwerk im Westen", Henriette Meynen, war über viele Jahrzehnte bis zu ihrer Pensionierung in der städtischen Denkmalpflege tätig. Im Zusammenhang einer Besprechung in einer geographischen Zeitschrift reicht dieser Hinweis auf eine überragende Fachkompetenz im kunsthistorischen Bereich nicht aus. Er muss ergänzt werden durch Daten zu ihrer Qualifikation als Historische Geographin. Sie wurde am Geographischen Institut der Universität Bonn über die Entwicklung des Kölner Stadtteils Ehrenfeld promoviert und war fast ein Vierteljahrhundert als Lehrbeauftragte für Historische Geographie ebenfalls in Bonn tätig.

Frank Uekötter: Am Ende der Gewissheiten. Die ökologische Frage im 21. Jahrhundert. Frankfurt/M 2011. 301 S.

Verf. diagnostiziert eine »schleichende Krise« der deutschen Umweltbewegung, die sich trotz eines grünen Konsenses in der Bundesrepublik und konstant hoher Mitgliederzahlen der Umweltverbände u.a. am Ausbleiben politischer Erfolge, »nachlassendem Engagement der Basis« und »allgemeiner Ratlosigkeit über mögliche Antworten« zeige (16). Die zentrale Frage laute daher: »Wie kann eine Umweltbewegung aussehen, die den Realitäten des 21. Jahrhunderts gewachsen ist: die die Menschen begeistert, ohne sie mit vorgestanzten Lösungen zu bevormunden; die unbequeme Wahrheiten nicht scheut, ohne sich in utopischen Forderungen zu verlieren; die lokales Handeln ermöglicht, ohne die globalen Zusammenhänge zu verleugnen?« (20)

Sandra Moog u. Rob Stones (Hg.): Nature, Social Relations and Human Needs. Essays in Honour of Ted Benton. Houndmills 2008. 296 S.

Der Sammelband geht aus einer Konferenz von 2006 hervor, als Benton, Professor für Soziologie, nach 36 Jahren an der Uni Essex in (Teil-)Ruhestand ging, und kreist um die zentrale Frage: Wie kann die Natur-Kultur-Dichotomie, die tief in die westliche Philoso-phie und Politik eingeschrieben ist, jedoch angesichts sozialer und ökologischer Probleme unter Druck gerät, überwunden werden? Da sich die Auffassungen der Verf. von Natur und vom Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Gesellschaft teilweise erheblich unter-scheiden, gehen die Antworten weit auseinander.

Thomas Dörfler: Gentrification in Prenzlauer Berg? Milieuwandel eines Berliner Sozialraums seit 1989. Bielefeld 2010. 332 S.

Gentrification in Prenzlauer Berg - kann man zu diesem Thema überhaupt noch etwas Neues schreiben? Ja, sagt der Soziologe und Geograph Thomas Dörfler und untersucht in seiner 2010 im transcript Verlag publizierten Dissertation den sozialräumlichen Wandel in Prenzlauer Berg zwischen 1985 und 2005.