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Ralph Lützeler: Ungleichheit in der global city Tokyo. Aktuelle sozialräumliche Entwicklungen im Spannungsfeld von Globalisierung und lokalen Sonderbedingungen. München 2008. 467 S.
Seit den achtziger Jahren haben Untersuchungen zu weltwirtschaftlichen Verflechtungen und Arbeitsteilungen sowie deren wechselseitige Zusammenhänge mit der inneren Stadtstruktur die internationale Stadtforschung bereichert und stimuliert. Insbesondere die Stadtsoziologin Saskia Sassen hat in ihren Arbeiten die zunehmende sozialräumliche Polarisierung, den wachsenden informellen Sektor und die Spaltung des Arbeitsmarktes als Begleiterscheinungen der Weltstadtbildung unterstrichen.
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Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft: Feministische Postkoloniale Theorie. Gender und (De-)Kolonisierungsprozesse, Bd. 18, Nr. 2. Leverkusen-Opladen 2009. 206 S.
Dass postkoloniale Studien inzwischen auch im deutschsprachigen Raum in der (kritischen) sozialwissenschaftlichen Debatte ankommen, macht eine ganze Reihe jüngerer Veröffentlichungen deutlich. Dazu gehört auch die Ausgabe 2/2009 der Femina Politica. Der von María do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan herausgegebene Heftschwerpunkt stellt feministisch-postkoloniale Debatten ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Deren Produktivität zeigt sich nicht zuletzt in der Breite des Themenspektrums, welches die im Heft versammelten Artikel abdecken.
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Maike Dziomba: Städtebauliche Großprojekte der urbanen Renaissance. Die Phase der Grundstückverkäufe und ihr Einfluss auf den Projekterfolg. Berlin et al. 2009. 231 S.
Die Umsetzung städtebaulicher Großprojekte, die im Geiste einer Stadtpolitik der urbanen Renaissance den Innenstädten zu neuer Attraktivität verhelfen soll, bindet Akteure mit verschiedenen institutionellen Bezügen und Interessenlagen. So kooperiert die öffentliche Hand mit privatwirtschaftlichen Akteuren, um die komplexen Vorhaben erfolgreich realisieren zu können. Eine stadtgeographische Arbeit, die nun gezielt die immobilienwirtschaftliche Perspektive in den Rahmen der Betrachtung integriert, ist besonders zu begrüßen und bereichert die interdisziplinäre Stadtforschung.
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Heinz Fassmann: Stadtgeographie I. Allgemeine Stadtgeographie. Braunschweig 2009. 2., neubearb. Aufl. 256 S.
In der Einleitung zur „Allgemeinen Stadtgeographie" steht die eindeutige konzeptionelle Aussage: Die Bände I und II der Stadtgeographie unterscheiden sich durch „die klare Trennung von allgemeinen Aussagen und konkreten Beispielen". So soll sich Band I „den allgemeinen theoretischen Ansätzen und grundsätzlichen Konzepten der Stadtstruktur und Stadtentwicklung" widmen (S. 11) und in Band II deren Unterschiede in den Kulturräumen der Erde aufgezeigt werden.
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Franz Schultheis, Paul-Frantz Cousin u. Marta Roca i Escoda (Hg.): Humboldts Albtraum. Der Bologna-Prozess und seine Folgen. Konstanz 2008. 195 S.
Christian Scholz u. Volker Stein (Hg.): Bologna-Schwarzbuch.Bonn 2009. 202 S.
Jürgen Kaube (Hg.): Die Illusion der Exzellenz. Lebenslügen der Wissenschaftspolitik. Berlin 2009. 95 S.
Andrea Liesner u. Ingrid Lohmann (Hg.): Bachelor bolognese. Erfahrungen mit der neuen Studienstruktur. Opladen 2009. 207 S.
Der als Bologna-Prozess eingeleitete Umbau der Hochschulen ist in Deutschland knapp vor einer geplanten Vollendung in das Stadium geraten, das Kritiker wie Heinz Steinert (in Liesner/Lohmann, 191-202) bereits seit einiger Zeit voraussagen: die Reform der Reform. Wollte man bis 2010 flächendeckend Kreditpunkte und Module eingeführt, Bachelor- und Masterstudiengänge aufgebaut, überprüft und akkreditiert haben, veranlassten bereits die Studierendenproteste vom Herbst 2009 die Kultusminister und Hochschulrektoren, tendenziell unstudierbare Neuerungen zurückzunehmen.
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Werner Rügemer: »Heuschrecken« im öffentlichen Raum. Public Private Partnership – Anatomie eines globalen Finanzinstruments. Bielefeld 2008. 169 S.
Die Zueignung des Bandes lenkt den Blick auf soziale Konflikte: »Gewidmet den streikenden Lokführern 2007: sie kämpften diszipliniert und umsichtig für ihre Rechte und unsere Sicherheit, sie ließen den Privatisierungsgang der Bahn stocken, sie rüttelten am Schlaf der Nation, der Arme und Reiche hässlich vereint« (2). Neben herkömmlichen Verteilungskämpfen vollziehe sich in den traditionell staatsdominierten Wirtschaftsbereichen mit der Privatisierung und dem Einzug allein profitorientierten Denkens eine neuartige Enteignung der Gesellschaft.
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Saskia Sassen: Das Paradox des Nationalen. Frankfurt/M 2008. 735 S.
Verf. wendet sich gegen die in Zeitdiagnosen verbreitete Dichotomisierung, derzufolge das Nationale zunehmend vom Globalen eingeschränkt werde. Wie der Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus sei auch der zum globalen Zeitalter durch Transformation und Kontinuität gleichermaßen gekennzeichnet.
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Donata Valentien (Hg.): Wiederkehr der Landschaft. Return of Landscape. Mit Fotografien von Alexis S. MacLean. Berlin 2010. 272 S.
Zu berichten ist über ein in Deutsch und Englisch verfasstes Buch, das im Kontext einer gleichnamigen Ausstellung zu sehen ist, ohne aber als Ausstellungskatalog zu fungieren. Gegenstand der Ausstellung waren Bilder des gelernten Architekten, Piloten und Photographen Alex S. MacLean, der bevorzugt an US-amerikanischen Städten und Landschaften vor allem deren Veränderungen durch natürliche Prozesse und menschliche Eingriffe dokumentiert. Hiervon geben die in dem Buch zusammengestellten Aufnahmen beredt Zeugnis.
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Stephan Lanz: Berlin aufgemischt: abendländisch, multikulturell, kosmopolitisch? Die politische Konstruktion einer Einwanderungsstadt. Bielefeld 2007. 434 S.
Die apodiktisch geschriebene Einleitung löst einige Verwunderung aus: Die sozialwissenschaftliche Stadtforschung habe sich in Deutschland lange Zeit kaum mit Migrationsforschung berührt, über die Zusammenhänge seien die Kenntnisse deshalb gering. Da der Einwanderungsdiskurs eng mit dem politischen Diskurs verflochten sei, wäre die Forschung davon stark gelenkt und empirizistisch. Lanz will sich deshalb ausdrücklich vom soziologischen Mainstream distanzieren und einen ideologie- und diskurstheoretischen Ansatz verfolgen. Darum konzentriert sich die Untersuchung auch nicht auf Immigranten, sondern auf die Aufnahmegesellschaft.
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Elmar Kulke (Hg): Wirtschaftsgeographie Deutschlands. Heidelberg 2010. 359 S.
Die länderkundliche Betrachtung gilt als Königsklasse der Disziplin, da sie es erlaubt, das ganzheitliche Potenzial der Geographie auszuspielen und aus einer historisch evolutionären Perspektive die Gegenwart in ihrer räumlichen Entwicklungsdynamik zu erklären und zu verstehen. Die 1998 erschienene Wirtschaftsgeographie Deutschlands war der damals längst überfällige Beitrag der Wirtschaftsgeographie, ihr bis dahin dominant systemisches Wissen in einer „regionalen Gesamtschau“ zu präsentieren. Die erste Auflage war nach dem Prinzip der Wirtschaftsregionen strukturiert und mit der nun vorgelegten zweiten, völlig neu bearbeiteten Auflage hat der Herausgeber eine nicht mehr primär regional, sondern sektoral strukturierte Darstellungsform gewählt.
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Rodríguez Encarnación Gutiérrez, Manuela Boatca & Sérgio Costa (Hg.): Decolonizing European Sociology. Transdisciplinary Approaches. Ashgate 2010. 284.
Die Soziologie als akademische Disziplin war und ist ein Produkt der (europäischen) Moderne. Diese Annahme sowie die darauf aufbauende Tradition der Gesellschaftsanalyse zur Disposition zu stellen, ist das Anliegen des vorliegenden Sammelbandes. Damit liefert der Band einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit kolonialen Kontinuitäten innerhalb der westlichen (Sozial-)Wissenschaften. Denn obgleich postkoloniale Kritik auf zentrale soziologische Konzepte – allen voran auf das der Moderne – zielt, lässt eine umfassende Antwort im Sinne einer postkolonialen Soziologie bisher auf sich warten.