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Ralf Kirchner-Heßler, Alexander Gerber und Werner Konold: Nachhaltige Landnutzung durch Kooperation von Wissenschaft und Praxis. 2 Bde. München 2007. 763 S.
Mit dem Gründer der deutschsprachigen Agrarwissenschaft Albrecht Thaer lässt sich an der Grenze des 18. zum 19. Jahrhundert ein Umbruch festmachen, der von der Semantik des Bauern als einem vornehmlich für den eigenen Verbrauch wirtschaftenden und seinem Lehnsherrn verpflichteten Landarbeiters zur Semantik des Landwirts wechselt, die einen am wirtschaftlichen Gewinn ausgerichteten modernen Agrarökonomen bezeichnet.
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Günther Bell: »Ein Stadtteil, in dem die Arbeiterklasse zu Hause ist«? Klassenbewusstsein und Klassensolidarität in sozial-räumlichen Milieus. Hamburg 2009. 206 S.
Kalk war ein industriedominierter Stadtteil von Köln. Seit den 1970er Jahren sind die prägenden Industriebetriebe geschlossen oder verlagert worden, was mit existenziell einschneidenden Transformationsprozessen wie Arbeitslosigkeit, Prekarisierung und neuer Armut einher geht. Im Zentrum der Quartiersstudie stehen die »konkreten Lebensverhältnisse und Einstellungen« (11) der Menschen in Kalk. Geben die gemeinsamen Erfahrungen der Stadtteilbewohner Anlass zu kollektivem Handeln?
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Marion Klemme, Klaus Selle (Hg.) 2010: Siedlungsflächen entwickeln – Akteure. Interdependenzen. Optionen. Dortmund. 358 S.
Die (stadt-)planerische Aufgabe, Siedlungsflächen gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren – den Grundstückseigentümern – zu entwickeln, beinhaltet weit mehr als ein Handeln unter der Maxime einer Verringerung der Flächeninanspruchnahme auf 30ha pro Tag. Die Mobilisierung von Grundstücken für bauliche Nutzungen im Innenbereich im Spannungsverhältnis von Eigentumsgarantie und Eigentumsverpflichtung als Gegenstand der Stadtforschung behandelt das von Marion Klemme und Klaus Selle herausgegebene wichtige und sehr lesenswerte Buch.
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David Harvey: Cosmopolitanism and the Geographies of Freedom. New York (The Wellek Library Lectures) 2009. 352 S.
Seit gut einer Dekade publiziert David Harvey in fast jährlichem Rhythmus Bücher, in denen er sein über die letzten Jahrzehnte gesammeltes Wissen zusammenfügt, um eine fundamentale Transformation zu erklären und zu kritisieren: die Neoliberalisierung der Gesellschaft. Der Fokus des vorliegenden Buches von 2009 liegt auf den gesellschaftspolitischen Idealen Kosmopolitismus und Freiheit, die sowohl neoliberalen als auch emanzipatorischen Projekten zugrundeliegen.
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Malte Steinbrink: Leben zwischen Stadt und Land. Migration, Translokalität und Verwundbarkeit in Südafrika. Wiesbaden 2009. 444 S.
Nicht-permanente Migrations- und multilokale Daseinsformen zwischen Stadt und Land haben in den letzten Jahren eine zunehmende Aufmerksamkeit in der geographischen Entwicklungs- und Migrationsforschung erfahren. Dies war lange nicht der Fall, ging man doch vor dem Hintergrund der Urbanisierungserfahrungen in Industrieländern davon aus, dass Migrationsströme in Afrika oder Asien einseitig und endgültig vom Land in die Stadt gerichtet sind, dass Land-Stadt Migranten spätestens in der zweiten Generation zu Städtern werden. Dieses dualistische Verständnis von Stadt und Land fand sich auch in der Entwicklungspolitik und -praxis wieder, Maßnahmen im ländlichen und im städtischen Raum liefen größtenteils unverbunden nebeneinander her.
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Pascal Goeke: Die Begriffsstellung des Netzwerks
Rezensionsartikel:
Markus Gamper und Linda Reschke (2010) (Hg.): Knoten und Kanten. Soziale Netzwerkanalyse in Wirtschafts- und Migrationsforschung. Bielefeld.
Abstract:
Der Begriff des Netzwerks wird oft metaphorisch und ohne besondere Differenzqualität verwendet. Dass das nicht zwingend so sein muss, zeigen die Beiträge in dem sorgfältig editierten Sammelband. Ob als Explanans, als Explanandum, als Methode oder als Grundbegriff des Sozialen, solange der Begriff und seine Stellung theoretisch kontrolliert werden, sind interessante Erkenntnisse möglich - einige Beiträge im Band zeigen dies.
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Jonas Wolff: Turbulente Stabilität. Die Demokratie in Südamerika diesseits ferner Ideale. Baden-Baden 2008. 431 S.
Demokratie in Lateinamerika ist stets prekär, gleichwohl ist es nach Auffassung des Autors der vorliegenden Studie neben Europa die Weltregion, in der sie sich als nahezu unumstrittene Herrschaftsform durchgesetzt hat. Andererseits sei es jedoch die Region mit der schärfsten sozialen Ungleichheit (S. 21). In seinem Buch zeichnet Jonas Wolff die südamerikanischen Krisenkonjunkturen von Beginn der doppelten Transformation bis zu Demokratie und Neoliberalismus nach. Dabei beschäftigt er sich intensiv mit den Krisen der politischen Systeme Argentiniens und Ecuadors und kontrastiert seine Ergebnisse mit den Entwicklungen in Bolivien und Chile.
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Ilker Ataç, Bülent Küçük, Ulaþ Sener(Hg.): Perspektiven auf die Türkei. Ökonomische und gesellschaftliche (Dis)Kontinuitäten im Kontext der Europäisierung. Münster 2008. 363 S.
Thematisch kommt in dieser Sammlung von Aufsätzen politökonomischen Fragen, der Transformation von Staatlichkeit und dem türkischen Nationalismus besonderes Gewicht zu. In ihrer informativen Einleitung gehen die Herausgeber auf Entwicklungen seit den 1980er Jahren bis in die jüngste Zeit ein. Es folgt das Kapitel „Türkische Modernität und Projektionen auf den Westen“. Meltem Ahýska analysiert im Rückgriff auf Walter Benjamin und postkoloniale Theoriebildung den „Okzidentalismus“ als historische Fantasie innerhalb des politischen Gefüges der Türkei.
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Axel Borrmann, Reinhard Stockmann: Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Münster (= Sozialwissenschaftliche Evaluationsforschung, Bd. 8) 2009. Bd. 1: 213 S., Bd. 2: 682 S.
Die ausführliche Systemanalyse Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit den umfangreichen Fallstudien wurde vor dem Regierungswechsel vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ in Auftrag gegeben. Damit ist die Studie aber keineswegs mit der veränderten politischen Ausrichtung überholt, denn Evaluierung, das Thema der Studie, verliert keineswegs an Bedeutung. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass die Fragen, die Evaluierungen in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit beantworten sollen, an Bedeutung zunehmen.
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Lutz Zündorf: Das Weltsystem des Erdöls. Entstehungszusammenhang, Funktionsweise, Wandlungstendenzen. – Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften. – Wiesbaden 2008. 309 S.
In seinem Buch versteht der Autor das System des internationalen Erdölhandels als einen zentralen Sektor der Weltwirtschaft und der Globalisierung. Erdöl gilt als eine nicht vermehrbare, für viele Zwecke nutzbare, international umkämpfte Ressource, um deren Kontrolle sich ein komplexes, dynamisches System von Staaten, Unternehmen, Organisationen und Märkten gebildet hat. Es lassen sich hier sehr gut die Mechanismen der wirtschaftlichen und politischen Verflechtung beispielhaft aufzeigen.
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Theo Rauch: Entwicklungspolitik. Braunschweig 2009. 383 S.
Über Konzepte und Maßnahmen der internationalen Entwicklungspolitik wird seit ihrem Beginn in den 50er Jahren gestritten. Während Kritiker sie als korrumpierend verwerfen und sie möglichst abschaffen wollen, fordern Befürworter, die Entwicklungshilfe kräftig aufzustocken. Wie schon mehrmals in den vergangenen Jahrzehnten ist die Entwicklungspolitik in jüngster Zeit dabei, sich erneut zu reformieren - diese Mal begründet durch die zunehmende Globalisierung und den Klimawandel.