Konrad Hummler, Franz Jäger (Hg.): Stadtstaat – Utopie oder realistisches Modell? Zürich 2011. 244 S.

Der Ausgangspunkt und der Anlass sind als These gegeben: Die Schweiz ist eine Stadt, eine durchgrünte; sie ist gleichzeitig ein Staat, ein Kleinstaat zwar, sogar ein föderativer, ein liberaler und sozialer, ein demokratischer, auf alle Fälle ein Rechtsstaat. Und erst noch ein wirtschaftlich insgesamt erfolgreicher. Hinter jede dieser Aussagen lassen sich Fragezeichen setzen: Ist die Schweiz wirklich eine Stadt?

Joseph Vogel: Das Gespenst des Kapitals. Zürich 2010. 216 S.

Im Bericht einer amerikanischen Untersuchungskommission wird die Finanzkrise von 2007/2008 für vermeidbar gehalten, sie sei ein Ergebnis von „menschlichem Handeln, Unterlassen und  Fehleinschätzungen“ gewesen. Die Meinungen zwischen demokratischer Mehrheit und republikanischer Opposition im Repräsentantenhaus gingen zwar weit auseinander, wem am Ende das größte Fehlverhalten anzulasten sei, grundsätzliche Einigkeit bestand allerdings in einer zentralen Schlussfolgerung: Nicht das System, sondern der Mensch hat versagt (vgl.FAZ vom 28.1. 2011).

Pierette Herzberger-Fofana: Berlin – 125 Jahre danach. Eine fast vergessene deutsch-afrikanische Geschichte. Afro-Asiatisches Institut. Wien 2010. 106 S.

Das Wiener Afro-Asiatische Institut, eine nicht-staatliche Institution, hat eine Publikation vorgelegt, die sich mit der kolonialen Aufteilung Afrikas durch die europäischen Mächte sowie einiger anderer Staaten des Nordens, beschlossen 1884/85 auf der Berliner oder auch Afrika-Konferenz genannt, beschäftigt.

Gerulf Augustin: Gruß aus Deutsch-Südwest, Ansichtskarten erzählen – Ein Bild-Lesebuch. Halle 2009. 118 S.

Dieser Band präsentiert die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte in Namibia auf eine andere Weise als mittlerweile zahlreiche andere Publikationen. Der Autor lässt zeitgenössische Postkarten sprechen; er hat aus seinem Fundus von 300 Ansichtskarten 150 ausgewählt, die in der Zeit von 1899 bis 1914 fotografiert, gedruckt und geschrieben wurden. Diese Dokumente der Zeitgeschichte ergänzt er durch Auszüge von Reiseberichten, Büchern und Schriften aus dieser Epoche, um dem Leser ein möglichst umfangreiches Bild des herrschenden Zeitgeistes zu vermitteln.

Michael Pesek: Das Ende eines Kolonialreiches. Ostafrika im Ersten Weltkrieg. Frankfurt am Main/New York 2010. 419 S.


In den vergangenen Jahren hat relativ zaghaft die Ansicht in die Historiographie Eingang gefunden, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Millionen von Toten im Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht nur auf den mehr oder minder erinnerten Schlachtfeldern in Europa und dem Atlantischen und Pazifischen Ozeanen stattfanden, sondern auch an der Peripherie. Einige, wenn auch noch nicht allzu viele Publikationen sind zu dieser Thematik, die eine globalere Sicht auf die „Welt"kriege einfordert, erschienen.

Hans Joachim Kujath und Sabine Zillmer (Hg.): Räume der Wissensökonomie. Implikationen für das deutsche Städtesystem. Münster (Stadt- und Regionalwissenschaften 6) 2010. 413 S.

Thema dieses Buchs ist die räumliche Dimension dessen, was heute in den Wirtschaftswissenschaften und zunehmend auch in Geographie und Raumforschung als Wissensökonomie bezeichnet wird. Dabei wird in besonderer Weise den entsprechenden Konsequenzen für das Städtesystem in Deutschland nachgegangen.

Ulrich Eisel: Landschaft und Gesellschaft. Räumliches Ulrich Eisel: Landschaft und GesellschaftDenken im Visier. Münster 2009. 309 S.

Zur Notwendigkeit eines nachholenden Theoriediskurses
Dieser Sammelband enthält unterschiedliche erkenntnistheoretische Beiträge von U. Eisel zur Paradigmenentwicklung in der Geographie. Drei zentrale Kapitel seiner wegweisenden Dissertation, die als Band 17/1980 in Urbs et Regio – Kasseler Schriften zur Geographie und Planung erschien, werden ergänzt durch fünf, an unterschiedlichen Orten publizierte Aufsätze aus den 80er Jahren, weiterhin durch einen Beitrag aus dem Jahr 1993 und durch zwei weitere zeitnahe Beiträge aus den Jahren 2003 und 2009.

Katrin Sandfuchs: Wohnen in der Stadt. Bewohnerstrukturen, Nachbarschaften und Motive der Wohnstandortwahl in innenstadtnahen Neubaugebieten Hannovers. Kiel (Kieler Geographische Schriften 120) 2009. 282 S.

In den letzten Jahren ist – sowohl in den Medien als auch in der Fachliteratur – viel von einer neuen Attraktivität der Städte als Wohnorte nicht nur für Dinks und Yuppies, sondern auch für Familien und ältere Menschen die Rede. Katrin Sandfuchs leistet mit ihrer Dissertation einen Beitrag zu dieser Reurbanisierungsdebatte, indem sie nach gesellschaftlichen Veränderungsprozessen fragt, „die bewirken, dass Teile ‚klassischer Suburbaniten' das städtische Wohnen gegenüber randstädtischen oder ländlichen Wohnstandorten präferieren und bewusst diesen Wohnstandort aufgrund bestimmter Vorteile wählen" (S. 89).

Andrej Holm: Wir Bleiben Alle! Gentrifizierung – Städtische Konflikte um Aufwertung und Verdrängung. Münster 2010. 80 S.

An akademischen Studien und Medienberichten zu umstrittenen städtischen Aufwertungsprozessen besteht auch in Deutschland kein Mangel mehr. Was den vorliegenden Band von den meisten Publikationen zum Thema jedoch unterscheidet, ist die spezifische Perspektive des Autors, die umfassendes Fachwissen mit jahrelangen Erfahrungen in stadtpolitischen Initiativen und sozialen Bewegungen verknüpft.

Christoph Twickel: Gentrifidingsbums oder eine Stadt für alle. Hamburg 2010. 128 S.

Die akademische Gentrifi zierungsliteratur ist nicht mehr zu überblicken, und auch an Einführungswerken mangelt es nicht. Wer hierfür nicht nur Andrej Holm lesen möchte, kann jetzt zu einem Buch greifen, das aus der teilnehmenden journalistischen Begleitung des 2009 in Hamburg gegründeten Recht-auf-Stadt-Netzwerkes entstanden ist.

Libby Porter u. Kate Shaw (Hg.): Whose Urban Renaissance? An International Comparison of Urban Regeneration Strategies. London u.a. 2009. 296 S.

Weltweit gehört die ›Wiedergewinnung‹ oder ›Aufwertung‹ der Innenstädte zu den Glaubenssätzen gegenwärtiger Stadtpolitik. Jahrzehntelang dem baulichen Verfall preisgegeben, drängen seit den 1980er Jahren vermehrt einkommensstarke Bewohner/innen in die Innenstädte.