Joëlle Smadja (ed.): Reading Himalayan Landscapes Over Time. Environmental perception, knowledge and practice in Nepal and Ladakh. Pondicherry (Collection Sciences Sociales 14. Institut Français de Pondichéry) 2009.

In the context of the post-"Himalayan Dilemma" debate, we have to appreciate the compilation of chapters edited by Joëlle Smadja who is the directrice de Centre d'Études Himalayennes at the CNRS in Paris. The English translation of the French edition (Smadja 2003) is a contribution to the ongoing debate and presents results from empirical research. Therefore it appears straightforward to begin her introduction with a reflection about the state of dominant knowledge systems, uncertainty and complexity. Not surprisingly, the initial text box is devoted to the so-called "Theory of Himalayan Environmental Land Degradation", the critique of which was the key argument of the "Himalayan Dilemma".

Stephan  Albrecht (Hg.): Stadtgestalt und Öffentlichkeit. Die Entstehung politischer Räume in der Stadt der Vormoderne.  Köln-Weimar-Wien 2010. 349 S.

Einhergehend mit der oft beklagten Globalisierung wurde dem Idealbild der europäischen Stadt ein jähes Ende prophezeit. Von dieser Annahme sind die Verf. der 16 Beiträge geleitet. Sie richten ihr Erkenntnisinteresse auf die vormodernen "Anfänge der Liaison von Stadt und Öffentlichkeit" (7) und konzentrieren sich geographisch auf das Gebiet des heutigen Italien und des Deutschland innerhalb der ehemaligen Reichsgrenzen. Die besondere Aktualität der Thematik begründet sich nach Ansicht des Hg. aus der drohenden Trennung eben dieser historischen  Verbindung, die er in einer Tendenz zum sog. urban sprawl, einer ›Zersiedlung‹ in Vorstädte, sieht.

Peter Scholl-Latour: Die Angst des weißen Mannes. Ein Abgesang. Berlin 2009. 458 S.

Dass Herr Peter Scholl-Latour, dessen Feder der deutschsprachige Populärjournalismus ohnehin schon so viel Überflüssiges zu verdanken hat, sich auch noch zu diesem Abgesang auf die Vormachtstellung des "weißen Mannes" hinreißen lassen musste, hängt sicher mit Komplettismusphantasien zusammen. Denn zum einen stellt das anzuzeigende Werk das dreißigste - und ggf. ja dann auch mal letzte - Buch des Sensationsjournalisten dar, zum anderen entstand es zu einem wesentlichen Teil aber auch, weil über Ost-Timor noch etwas geschrieben werden musste.

Anthony Giddens: The Politics of Climate Change. Cambridge-Malden 2009. 256 S.

Ein Buch wie dieses zieht große Erwartungen auf sich. Hoch gelobt (kein geringerer als Bill Clinton nennt es auf dem Titelcover eine "landmark study"), publiziert auf dem Höhepunkt der politischen Konjunktur des Klimathemas (im Vorfeld des Klimagipfels von Kopenhagen), geschrieben von einem Autor, der als ehemaliger Direktor der London School of Economics erheblichen Anteil an der Neuausrichtung der Labour Party als "New Labour" hatte, sucht man nach bahnbrechenden neuen Einsichten oder gar Visionen. Doch man sucht vergeblich.

Norbert F. Schneider and Meil Gerardo (eds.): Mobile Living Across Europe I. Relevance and Diversity of Job-Related Spatial Mobility in Six European Countries. Opladen, Farmington Hills 2008. 318 pp.

Äußere Umstände oder innere Beweggründe veranlassen Menschen seit Jahrhunderten dazu, ihre angestammten Wohnsitze zu verlassen und Orte aufzusuchen, die Sicherheit, Arbeit, Wohlstand oder zumindest eine Verbesserung der Lebensumstände versprechen. Angetrieben von wirtschaftlichen, politischen und sozialstrukturellen Prozessen, entwickelt sich gegenwärtig eine Mobilität völlig neuer Qualität und Intensität. Modernisierungstheoretiker wie Richard Sennet beschreiben ein modernes Nomadentum von Arbeitskräften, die sich ständigem Zwang zur Anpassung ausgesetzt sehen und entsprechend häufig ihre Wohnorte dorthin verlegen, wo ihre spezifischen Fähigkeiten gefragt sind. Optimistischere Vertreter dieses Paradigmas betonen hingegen die Chancen, die sich dem Individuum in Zeiten hoher Flexibilität, Entstrukturierung und Enttraditionalisierung bieten.

Ulrich Brand: Post-Neoliberalismus? Aktuelle Konflikte. Gegen-hegemoniale Strategien. Hamburg 2011. 220 S.

Verf. beschreibt die gegenwärtige Konstellation als multiple Krise der Weltwirtschaft, der gesellschaftlichen Naturverhältnisse, der sozialen Reproduktion, der Geschlechterverhältnisse sowie der politischen Repräsentation, deren "Zusammenhang" er auf die "fossilistisch-kapitalistische Produktions- und Lebensweise, die in den letzten 30 Jahren unter neoliberalen und imperialen Vorzeichen umgebaut wurde" (24), zurückführt. In einer Situation, in der der Neoliberalismus in eine fundamentale Krise geraten sei, ohne dass ein neues hegemoniales Projekt auszumachen wäre, kämpfen verschiedene Akteure um konkurrierende ›post-neoliberale‹ Strategien.

Encarnación Gutiérrez-Rodríguez: Migration, Domestic Work and Affect: A Decolonial Approach on Value and the Feminization of Labor. London 2010. 220 S.

Dieses Buch beleuchtet einen bislang wenig erforschten Bereich: Hausarbeit als ›affektive Arbeit‹ im Rahmen des europäischen Migrationsregimes. Am Beispiel der Arbeitgeberin aus der Mittelschicht und der lateinamerikanischen Hausarbeiterin ohne Papiere werden die Beziehungen untersucht, die in europäischen Haushalten entstehen. Ziel ist, aus einer feministischen und dekolonialen Perspektive die Ausbeutung und Kämpfe darin aufzudecken. Dies gelingt,  da Affekte als Energien sichtbar werden, die sowohl Ungleichheiten (re-)produzieren als auch Kämpfe für ein besseres Leben initiieren.

Lena Hatzelhoffer, Michael Lobeck, Wolfgang Müller, und Claus-Christian Wiegandt (Hg.): E-Government und Stadtentwicklung. 130 S. Berlin (Stadtzukünfte 8) 2010.

Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) haben in den vergangenen Jahren Abläufe und Prozesse in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nicht nur beeinflusst, sondern auch massiv verändert. IKT generell und das Internet im Speziellen ermöglichen den Kommunen neue Möglichkeiten und Perspektiven der politischen Steuerung gesellschaftlicher Entwicklung (Governance) und des effizienten Handelns der öffentlichen Verwaltung (E-Government) sowie der direkten Bürgerbeteiligung und Einbeziehung der Bürger in Planungs- und Entscheidungsprozesse (E-Partizipation).

Günter Girnau und Dirk Boeneke (Hg.): Nachhaltiger Nahverkehr: Beiträge des ÖPNV zum Umwelt- und Klimaschutz. (deutsch/englisch). Band 1: Ausführungsbeispiele. 657 S., Band 2: Grundlagen. 217 S. Düsseldorf 2010.

Die vorliegenden 2 Bände, die auf mehr als 850 Seiten erstmalig das große Spektrum der Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen im ÖPNV darstellen, wurden mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums, dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mit seinem Förderkreis und der DEVK Versicherungen mit dem gemeinsamen Forum Verkehr und Logistik erstellt. Was leistet der ÖPNV für den Schutz unserer Umwelt? Was erwarten Öffentlichkeit und Gesetzgeber vom öffentlichen Verkehr? Welches sind die Möglichkeiten der Verkehrsbetriebe, was bieten diese schon jetzt und wohin geht die Entwicklung?

Elmar Altvater u.a.: Die Rückkehr des Staates? Nach der Finanzkrise. Hamburg 2010. 144 S.

Rückkehr oder Rückzug des Staates - ob die regulativen Normen und Aktivitäten des Staates in Arbeitsmarkt, Sozialstaat, Ökonomie oder Haushalt und Politik jemals reduziert, dem Markt überlassen wurden oder wieder intensiviert, de- bzw. re-reguliert wurden oder nun werden, hängt unerlässlich von der Perspektive bzw. ideologischen Brille ab. Ebenso falsch ist es aber, alles pauschal mit der Chiffre des Neoliberalismus als Beleg des Bösen besetzen zu wollen. Dass die liberale Mainstream-Ökonomie den freien Marktkräften mehr zutraut als dem vermeintlich trägen Staat und dass sie immer auf dem Sprung ist, jegliche Staatsaktivität als "Kommunismus/Sozialismus" zu diskreditieren, ist bekannt.

Journal of Agrarian Change, "Productive Forces in Capitalist Agriculture: Political Economy and Political Ecology", 10. Jg., H. 3, Juli 2010 (155 S., kostenlos downloadbar)

Obwohl sich die Zeitschrift - wie Henry Bernstein einleitend erklärt - 2001 vom Journal of Peasant Studies mit der Begründung abgespalten hat, es gebe dort zu wenig Interesse an theoretischer Arbeit zu Produktivkräften in der Landwirtschaft (300f), ist die vorliegende Ausgabe in dieser Hinsicht enttäuschend. Außer in der Einleitung spielt der Produktivkraftbegriff in keiner der folgenden Analysen eine Rolle. Dennoch liefern die sechs Aufsätze reichhaltiges Material zu Entwicklung, Einsatz und Eigentumsverhältnissen der Biotechnologien sowie zur landwirtschaftlichen Produktivität.