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Christine Bauhardt u. Gülay Caglar (Hg.): Gender and Economics. Feministische Kritik der politischen Ökonomie. Wiesbaden 2010. 308 S.
Der Sammelband beansprucht - so Razavi (105) -, den "Social Re-Turn" der feministischen Diskussion voranzutreiben, indem "ein Überblick über den derzeitigen Stand feministischer Ökonomiekritik" (Einleitung: 8) gegeben werden soll, und lässt damit eine geschichtsmaterialistische und sozialökonomische Fundierung gegenwärtiger feministischer Ansätze, die sich heute vor allem als postmarxistisch verstehen, erwarten. Die im Untertitel versprochene Auseinandersetzung mit marxistisch-feministischen Analysen bleibt jedoch aus: nicht die sozialwissenschaftliche und bewegungspolitische Feminismus-Diskussion der Ökonomie, sondern die ›Wirtschaftswissenschaften‹ bilden den Bezugspunkt der Beiträge.
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Theodor Bergmann: Der 100-jährige Krieg um Israel. Eine internationalistische Position zum Nahostkonflikt. Hamburg 2011. 88 S.
Die jüngsten Kontroversen in der Partei Die Linke um eine adäquate Haltung gegenüber den Konfliktparteien im Nahen Osten sind oftmals mehr von Emotionen als von politischem Sachverstand getragen. Dieses Buch kommt damit zur rechten Zeit. Verf., Jahrgang 1916, versteht vom Thema erheblich mehr als die meisten: 17-jährig musste er in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina emigrieren, wo er zumeist in der Landwirtschaft arbeitete. Schon 1936 kehrte er nach Europa zurück, ging zuerst in die Tschechoslowakei und später nach Schweden, 1946 dann nach Westdeutschland, aber Israel und der Nahe Osten haben ihn nicht mehr losgelassen.
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Martina Blank: Zwischen Protest und trabajo territorial. Soziale Bewegungen in Argentinien auf der Suche nach anderen Räumen. Berlin 2009. 300 S.
Mit den im Dezember 2001 von der Finanzkrise Argentiniens ausgelösten Protesten wurde eine transnationale Öffentlichkeit auch auf deren Widerstandsformen aufmerksam. Die Gründe der Revolte waren jedoch vielfältiger. Verf. sieht drei zentrale Konfliktfelder dieser bis heute andauernden Mobilisierung: die neoliberale Strukturanpassung, die in der Finanzkrise gipfelte, die Straflosigkeit der Täter der letzten Militärdiktatur von 1976-1983 sowie die nach dem Ende der Diktatur und 1999 nach der Ablösung der Menem-Regierung erneut enttäuschten Hoffnungen auf eine wirkliche Demokratisierung.
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Hamid Dabashi: Iran, the Green Movement, and the USA. The Fox and the Paradox. London-New York 2010. 240 S.
Verf. beginnt mit einer persischen Fabel, in der ein alternder Löwe um den Erhalt seiner Macht kämpft und von einem schlauen Fuchs ausgetrickst wird. Das politisch-philosophische Dilemma, das die Fabel thematisiert, legt er auf die USA (der Löwe) und den Iran (der Fuchs) um, die sich um die Hegemonie im Nahen und Mittleren Osten streiten.
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Margot Geiger: Umkämpftes Territorium. Markt, Staat und soziale Bewegungen in Argentinien. Münster 2010. 294 S.
Die Dissertation behandelt die Bewegungen der Arbeitslosen in Argentinien und ihre Einbindung in das Regierungsprojekt von Nestor Kirchner. Die Untersuchung dieser subalternen Bewegung nimmt Verf. zum Anlass, antikapitalistische Politikoptionen im Neoliberalismus zu diskutieren. Sie geht zunächst von theoretischen Ansätzen aus, die sich jeweils im Sinne eines radikalen Reformismus (Poulantzas) oder eines staatsfernen Bewegungsfetischismus (Lefèbvre, Holloway) positionieren.
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Bernd Jürgen Warneken: Populare Kultur. Gehen - Protestieren - Erzählen - Imaginieren. Hgg. v. Thomas Fliege u.a. Köln, Weimar, Wien 2010. 286 S.
Diese Sammlung von zwischen 1984 und 2003 erschienenen Aufsätzen vereinigt einige der anregendsten Forschungsbeiträge des Autors zur empirischen Kulturwissenschaft. Sie verbindet Grundlagentexte kulturwissenschaftlicher Methodik mit exemplarischen Analysen, die um eine Ethnographie popularer Kultur bemüht sind. Dabei werden Fragestellungen des volkskundlichen "Primitivismus" aufgenommen, um "nach dem Stellenwert vormoderner und nichtmoderner (einschließlich biologischer) Faktoren im gegenwärtigen Alltagsdenken und -handeln zu fragen" (46).
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Eisel heute? Besprechungssymposium zu Ulrich EISEL (2009):Landschaft und Gesellschaft. Räumliches Denken im Visier.
Im Herbst 2009 erschien in der Reihe „Raumproduktionen“ der Band „Landschaft und Gesellschaft. Räumliches Denken im Visier“, in dem Arbeiten Ulrich EISELs aus den 1980er Jahren neu abgedruckt sind, ergänzt durch einen bislang unveröffentlichten Text aus dem Jahr 1993 („Orte als Individuen“). Hinzu kommen eine neue Einleitung („Die Hintergründe des Raumes“) sowie Vorworte von Benno WERLEN und dem zuständigen Herausgeber der Reihe, Bernd BELINA. Im vorliegenden Beitrag haben wir uns als Vertreter_innen einer späteren Generation von Wissenschaftler_innen – geboren in den Jahren um Ulrich EISELS erste Publikationen im Geografiker (1970) – die Aufgabe gestellt, die Frage zu diskutieren, was uns seine Arbeiten aus den 1980ern zu Raum und Natur heute sagen könnten und sollten.
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Christian Schwick, Jochen Jaeger, René Bertiller, Felix Kienast: Zersiedelung der Schweiz - unaufhaltsam? Quantitative Analyse 1935 bis 2002 und Folgerungen für die Raumplanung. Bern 2010. 114 S.
"Verkommt die Schweiz zur Großagglomeration?" - das fragte vor einigen Jahren der Artikel einer großen schweizerischen Tageszeitung. Dahinter stand der Gedanke der zunehmenden Zersiedelung eines Landes, das sich vor allem im Tourismus als heile "Heidi-Welt" darstellt. Das Gegenteil davon wird im Geleitwort, i Vorwort und auch in der Einleitung skizziert und durch die vier farbigen Karten für 1935, 1960, 1980 und 2002 dokumentiert. Die seit rund drei Jahrzehnten anhaltende Kritik am sogenannten "Landschaftsverbrauch" benennt das Problem, das jedoch wegen der wenig griffigen Gesetzgebung nicht gemeistert wurde.
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Dietrich Fürst: Raumplanung. Herausforderungen des deutschen Institutionensystems. Detmold (Planungswissenschaftliche Studien zu Raumordnung und Regionalentwicklung 1) 2010. 268 S.
Raumordnungspolitik ist in Deutschland in den letzten Jahren zumindest auf Bundes- und Landesebene zur Nebensache geworden. Beim zuständigen Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen ist Raumplanung nur noch auf der Referatsebene angesiedelt, was als deutlicher Hinweis auf den derzeit geringen Stellenwert dieses Politikfeldes gewertet werden kann. Nach der Erarbeitung von neuen raumordnungspolitischen Leitbildern und Handlungsstrategien Mitte der 2000er Jahre ist die Raumplanung bundespolitisch heute fast nicht mehr zu erkennen.
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Hermann Bömer, Eike Lürig, Yasemin Utku, Daniel Zimmermann (Hg.): Stadtentwicklung in Dortmund seit 1945. Von der Industrie- zur Dienstleistungs-und Wissenschaftsstadt. Dortmund (Dortmunder Beiträge zur Raumplanung 135). 2010. 478 S.
Die Stadt Dortmund kann für sich in Anspruch nehmen, eine der am besten erforschten Städte in Deutschland zu sein. Dazu trägt jetzt auch der jüngste Sammelband der Blauen Reihe des Dortmunder Instituts für Raumplanung bei. Der über 400 Seiten umfassende Sammelband setzt sich intensiv mit der Nachkriegsentwicklung der Stadt in ihren vielen Facetten auseinander. In 39 Beiträgen präsentieren zahlreiche Mitarbeiter der Dortmunder Raumplanungsfakultät, der vielen örtlichen Planungsbüros sowie der Dortmunder Stadtverwaltung den gewaltigen Strukturwandel, den die Stadt in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat.
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Bernd Belina, Norbert Gestring, Wolfgang Müller und Detlev Sträter (Hg.): Urbane Differenzen. Disparitäten innerhalb und zwischen Städten. Münster (Raumproduktionen: Theorie und gesellschaftliche Praxis 9) 2011. 251 S.
Die Reihe "Raumproduktionen: Theorie und gesellschaftliche Praxis", herausgegeben von Bernd Belina (Frankfurt am Main), Boris Michel (Erlangen) und Markus Wissen (Wien), hat sich zum Ziel gesetzt, "kritischer Raumforschung im Rahmen kritischer Gesellschaftstheorie" ein Forum zu bieten. Dabei sollen "die soziale Produktion von Raum und die je spezifischen gesellschaftlichen Verräumlichungen" untersucht werden. Es geht dabei ausdrücklich nicht um die Suche nach einer "Raumtheorie, sondern nach gesellschaftlichen Raumverhältnissen".