Doris Wastl-Walter: Gender Geographien. Geschlecht und Raum als soziale Konstruktionen. Stuttgart (Sozialgeographie kompakt 2) 2010. 242 S.

Gender Geographien ist ein Lehrbuch, das eine Einführung in feministische Theorie und Kritik, Gender Studies und Queer Studies gibt und Beiträge der Geographie zur Geschlechterforschung in ausgewählten Teildisziplinen aufzeigt. Doris Wastl-Walter hat damit ein Buch vorgelegt, dem durch seine durchgängig sehr gut verständliche Darstellung theoretischer und empirischer Grundlagen und Konzepte von Geschlecht und Raum eine hohe Bedeutung für die geographische Lehre und Forschung - d. h. für Studierende, Lehrende und Forschende - beizumessen ist.

Alex Demirovic, Julia Dück, Alex Demirivic u.a.Florian Becker u. Pauline Bader (Hg.): VielfachKrise im finanzmarktdominierten Kapitalismus. In Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Beirat von Attac. Hamburg 2011. 232 S.

Verf. konzipieren die gegenwärtigen Krisenprozesse als multiple Krise - "eine historisch-spezifische Konstellation verschiedener sich wechselseitig beeinflussender und zusammenhängender Krisenprozesse im neoliberalen Finanzmarktkapitalismus" (13) - und möchten sechs Gedanken stark machen: 1. Es gibt Krisen, auch wenn die Rede vom Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise ist. 2. Neben letzterer gibt es weitere Krisen. 3. Es ist notwendig, nach dem Zusammenhang zwischen verschiedenen Krisen zu fragen. 4. Krisen betreffen immer auch soziale Lebenszusammenhänge und können aus unterschiedlichen Perspektiven gedeutet werden. 5. Eine Analyse von Krisenprozessen schließt die Analyse und Kritik der Krisenbearbeitung ein. 6. Krisen können sowohl emanzipatorische als auch anti-emanzipatorische Politiken stärken (7ff).

Frank Gerlach, Thomas Greven, Ulrich Mückenberger u. Eberhard Schmidt (Hg.): Solidarität über Grenzen. Gewerkschaften vor neuer Standortkonkurrenz. Berlin 2011. 213 S.

Angesichts von Globalisierung, Produktionsverlagerungen und Standortwettbewerb ist von Seiten der Arbeitenden nach den Möglichkeiten internationaler Solidarität und gewerkschaftlicher Gegenmacht zu fragen. Hierzu werden in dem Sammelband nach einem analytischen Teil in einem empirischen Teil praktische Beispiele auf bisherige Erfolge und ihre Verallgemeinerbarkeit hin untersucht.

Christian Lahusen u. Britta Baumgarten, Das Ende des sozialen Friedens? Politik und Protest in Zeiten der Hartz-Reformen. Frankfurt/M-New York 2010. 252 S.
Britta Baumgarten: Interessenvertretung aus dem Abseits. Erwerbsloseninitiativen im Diskurs über Arbeitslosigkeit. Frankfurt/M-New York 2010. 330 S.


Während der Massenarbeitslosigkeit in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit beschieden ist, stoßen sozialpolitisch aktive Erwerbsloseninitiativen meist auf Desinteresse. Diese Diskrepanz nehmen Verf. zum Anlass, anhand der arbeitsmarktpolitischen Auseinandersetzungen in der Bundesrepublik der Jahre 1998-2005 das politische Feld aus Sicht organisierter Erwerbsloser zu analysieren.

Thomas Morlang: Rebellion in der Südsee. Der Aufstand auf Ponape gegen die deutschen Kolonialherren 1910/11. Berlin (Schlaglichter der Kolonialgeschichte, Bd. 12) 2010. 200 S.

Als sich vor 100 Jahren auf der Karolineninsel Ponape etwa 200 Rebellen gegen die deutsche Kolonialmacht erhoben, schlug die Marine den Aufstand mit vier Kriegsschiffen nieder. Sie bot in dem Konflikt neben 745 Mann Besatzung auch 200 melanesische Polizeisoldaten auf. Verf. spricht dabei von der "größten Militäraktion Deutschlands in der Südsee" (9). Die Ereignisse der antikolonialen Rebellion werden hier mikrohistorisch rekonstruiert. Als Quellenkorpus wurden hierfür vor allem die Akten des Bundesarchiv- Militärarchivs Freiburg und des Reichskolonialamts im Berliner Bundesarchiv benutzt.

Will Potter: Green Is the New Red - An Insider's Account of a Social Movement. San Francisco 2011. 302 S.

Was bewegt einen us-amerikanischen Journalisten dazu, Analogien zwischen derVerfolgung linker Dissidenten in den USA während der McCarthy-Ära und der seit über 20Jahren andauernden Repression gegen die US-Tierrechts- und Umweltbewegung zu ziehen? Angesichts der erheblichen Unterschiede zwischen beiden historisch-spezifischen Konstellationen wirkt der Vergleich auf den ersten Blick unhistorisch, politisch motiviert, sogar ein wenig anmaßend.

Heather Rogers: Green Gone Wrong: How Our Economy Is Undermining the Environmental Revolution. New York u.a. 2010. 272 S.

Mit dem ›Ergrünen‹ des Kapitalismus, d.h. der zunehmenden Berücksichtigung ökologischer Aspekte durch die Unternehmen, und der wachsenden Bedeutung ökologischen Konsums im Umwelthandeln der Subjekte sei die gesellschaftliche Bearbeitung der ökolo-gischen Krise im globalen Norden in eine neue Phase getreten. Diese "new green wave" (4) sei überwiegend im Konsumbereich angesiedelt und komme damit dem verbreiteten Mangel an Verzichtsbereitschaft entgegen.

Global City Frankfurt - Wem gehört Frankfurt?Wem gehört die Stadt?

AK Kritische Geographie (Hg.): Wem gehört Frankfurt? Dokumentation des aktionistischen Kongresses vom März 2012, organisiert aus dem "Wem gehört die Stadt?"-Netzwerk, Frankfurt/M. (= Forum Humangeographie 9) 2012.
Online verfügbar unter:http://www.neuordnungen.info/2012/09/17/neuerscheinung-wem-gehort-frankfurt/.

Die Verschärfung sozialer Ungleichheiten, eine zunehmende Postdemokratisierung der lokalen Politik und eine Ökonomisierung der Stadtentwicklung sind drei Stränge neoliberaler Stadtentwicklung, deren Auswirkungen sich anhand einer Frage erfassen lassen: "Wem gehört die Stadt?" Um diesen Entwicklungen in Frankfurt nachzuspüren und sie gleichermaßen in einen übergreifenden Kontext neoliberaler Stadtentwicklung einzuordnen, fand im März 2012 der aktionistische Kongress "Wem gehört Frankfurt" statt. In der Reihe "Forum Humangeographie" ist im Oktober durch den "AK Kritische Geographie Frankfurt" eine Dokumentation des Kongresses herausgegeben worden.

Petra Dobner: Wasserpolitik. Zur politischen Theorie, Praxis und Kritik globaler Governance. Berlin 2010. 400 S.

Die Habilitationsschrift untersucht am Beispiel der globalen Wasserpolitik den räumlichen und akteursbezogenen Wandel politischen Handelns hin zu einer globalen Governance und bewertet ihn aus demokratietheoretischer Perspektive. Verf. beginnt mit einer Darstellung der globalen Trinkwasserkrise, als deren zentrale Dimensionen sie chronische Wasserknappheit, Wasserverschmutzung und Katastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren identifiziert.

Ralf Eriksson u. Jan Otto Andersson: Elements of Ecological Economics. New York 2010. 164 S.

"Ecological economics is [...] a system of knowledge that tries to bring together the housekeeping of humans (economics) and the housekeeping of nature (ecology)." (54) Auch wenn es Verf. zufolge bis dahin noch ein weiter Weg ist, ist ein solch anspruchsvolles und interdisziplinäres Projekt zwingend aufzugreifen. Die Frage ist nur: Wie?

Ariel Salleh (Hg.): Eco-Sufficiency & Global Justice. Women Write Political Ecology. London, New York u. North Melbourne 2009. 324 S.

Einsatzpunkt des Sammelbands sind die Folgen des "othering", des Zum-Anderen- Erklärens von "Körpern und Ökosystemen" (IX). Verf. liefern kritische Analysen - indem sie das Herabwürdigen des ›Andersartigen‹ oder die Unfähigkeit zum ›Anderen‹ thematisieren, was stets hierarchische Dualismen wie etwa ›Geist‹/›Materie‹ hervorbringt - und zeigen zugleich feministische Zukunftsperspektiven auf.