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Christof Parnreiter: Historische Geographien, verräumlichte Geschichte. Mexico City und das mexikanische Städtenetz von der Industrialisierung bis zur Globalisierung. Stuttgart 2007. 320 S.
"Städte werden erzeugt, und zwar unter konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen, um bestimmte wirtschaftliche, soziale, politische und kulturelle Entwicklungen zu ermöglichen. " (76) In der Entwicklung der lateinamerikanischen Städte im 20. Jh. werden zwei Perioden unterschieden: Die Zeit der Importsubstitution (1930-1980), die sich durch Binnenmarktorientierung und Industrialisierung auszeichnet, und die Globalisierung, die von einer Öffnung der Märkte und Exportorientierung geprägt ist.- Kategorie: Rezensionen
Michael Zeuske: Kleine Geschichte Venezuelas. München 2007. 207 S.
Der Band ist als Überblickswerk konzipiert und richtet sich v.a. an interessierte Laien. Er spannt einen Bogen von den präkolumbianischen Kulturen bis in die Gegenwart. Verf. beschreibt zunächst die spanische Kolonialherrschaft und stellt dabei die komplizierte Siedlungsgeschichte und die verdeckte Kastenordnung mit ihren vielfältigen ökonomischen, ethnischen und religiösen Konflikten heraus.- Kategorie: Rezensionen
Die inhaltlich keineswegs "kleine" Darstellung umfasst die Entwicklung Lateinamerikas von der kolonialen Zeit bis 1990, einschließlich umfangreicher Bibliographie und ausführlichem Personenregister. Als roten Faden wählt König den Prozess der Staats- und Nationenbildung. Die entscheidenden Ereignisse auf diesem Weg fanden im 19. Jh. statt, dem fast die Hälfte des Buches gewidmet ist. An der Konzentration auf die Fragen der Staatswerdung ist erkennbar: Es handelt sich in erster Linie um eine politische Geschichte.
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Bjørn Lomborg: Cool it! Warum wir trotz Klimawandels einen kühlen Kopf bewahren sollten. München 2008. 272 S.
Der mediengewandte Verf. wird heute als Politologe präsentiert, vermutlich auch weil die Selbstbeschreibung als Statistiker in seinem Bestseller Apocalypse No! (Orig. 1998, dt. 2002) unhaltbar war. Während der selbsternannte "skeptische Umweltschützer" damals den menschlichen Anteil an globaler Erwärmung noch in Frage stellte, beschränkt sich seine Kritik des Kyoto-Protokolls zur UN-Klimarahmenkonvention im vorliegenden Buch auf die Kostenfrage. Nach Medienschelte z.B. wegen der verwendeten Eisbärsymbolik und dem Nicht-Thematisieren von Kälte- gegenüber Hitzetoten sowie von Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel erklärt er das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Durchsetzung der Kyoto-Ziele für völlig unangemessen, nicht zuletzt da er die Kosten der möglichen Folgen des Klimawandels, wie sie etwa vom Delegationsleiter der USA in Kyoto, Al Gore, heute dargestellt werden, für dramatisch überhöht hält.- Kategorie: Rezensionen
Leo Panitch u. Colin Leys (Hg.): Socialist Register 2007: Coming to terms with nature. London 2006. 363 S.
Das "Fehlen einer starken öko-sozialistischen Linken" und der damit zusammenhängende "Mangel an Kohärenz in öko-sozialistischer Theoriebildung" trugen nach Einschätzung der Hg. erheblich dazu bei, dass der vorliegende Band - in der 43-jährigen Geschichte des Socialist Register der erste ausschließlich der Umwelt gewidmete - "einer der am schwierigsten zusammenzustellenden" war (IX).- Kategorie: Rezensionen
Leo Panitch u. Colin Leys (Hg.), Global Flashpoints. Reactions to Imperialism and Neoliberalism. Socialist Register 2008, Monthly Review Press, New York 2007. 362 S.
Das Socialist Register, das seit 1964 erscheint, widmet sich Widersprüchen neoliberaler Globalisierung und imperialer Politiken, die in etlichen Regionen der Welt Widerstände und Gegenstrategien hervorbringen. Hg. schließen damit an den ursprünglichen Anspruch des Jahrbuches an, Untersuchungen sozialer Bewegungen und ihrer Ideen zu liefern, und eine Art "political topography" (IX) nachzuzeichnen.- Kategorie: Rezensionen
Joachim Becker, Karen Imhof, Johannes Jäger u. Cornelia Staritz, Kapitalistische Entwicklung in Nord und Süd. Handel. Geld. Arbeit. Staat. Wien 2007. 300 S.
Kapitalistische Entwicklung ist ungleiche Entwicklung mit dem Zwang zur Akkumulation bis hin zum verwertungsorientierten Umgang mit der Natur (7). Im Zentrum der Analyse steht die Achse der ›Intra- vs. Extraversion‹ des Kapitals bzw. der Binnen- oder Außenorientierung der Akkumulation.- Kategorie: Rezensionen
Karin Gabbert u. Wolfgang Ulrich Goedeking u.a. (Hg.): Jahrbuch Lateinamerika 31. Rohstoffboom mit Risiken. Analyse und Berichte. Münster 2007. 222 S.
Absicht der Hg. ist es, die "Hoffnungen und Schattenseiten des Rohstoffreichtums in Lateinamerika" (7) zu beleuchten. Elmar Altvater benennt den zentralen Nachteil eines rohstoffbasierten Wachstums: die sinkende Wettbewerbsfähigkeit anderer Wirtschaftssektoren in Folge von Währungsaufwertungen (28). In der neoliberalen Freihandelspolitik der letzten Jahre sieht er das zentrale Entwicklungshindernis. Freihandel führe zwar aus kapitalistischer Sicht zu optimaler "Allokation von Produktionsfaktoren", Entwicklung könne jedoch nur hinter "schützenden Zollmauern realisiert werden" (27).- Kategorie: Rezensionen
Stefan Schmalz: Brasilien in der Weltwirtschaft. Die Regierung Lula und die neue Süd-Süd-Kooperation. Münster 2008. 309 S.
Möglichkeiten und Grenzen von Linksregierungen semiperipherer Staaten innerhalb des neoliberalen Hightech-Kapitalimus werden hier analysiert. Verf. beginnt mit einer Kritik der internationalen politischen Ökonomie, stellt aus neogramscianischer Perspektive Stärken und Schwächen von Dependenz- und Modernisierungstheorie, von Regulationstheorie und Weltsystemansatz gegenüber und fügt Überlegungen zu Raum und Zeit hinzu. Er versucht, die konkrete Analyse von Regulation und Akkumulation auf nationaler Ebene mit der abstrakten Funktionsweise des Weltsystems zu verbinden und bezeichnet diesen Versuch als Neo-Dependenztheorie.Weiterlesen: Stefan Schmalz: Brasilien in der Weltwirtschaft
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Roland Roth u. Dieter Rucht (Hg.): Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch. Frankfurt/M u.a. 2008. 770 S.
Ein Jahr nach Heiligendamm, ein Jahr also, nachdem seit langer Zeit wieder eine breite Öffentlichkeit durch Demonstrationen, Aktionen zivilen Ungehorsams und Massenmobilisierungen von der Existenz sozialer Bewegungen in Deutschland erfahren hatte, legen die renommierten Bewegungsforscher Roland Roth und Dieter Rucht ein Handbuch zu deren Geschichte vor.- Kategorie: Rezensionen