Maristelle Svampa (Hg.): Refundar el Estado en América Latina? Desafíos, límites y nuevos horizontes emancipatorios, Revista OSAL, Nr. 22, Buenos Aires 2007.331 S.

El Estado en reconstrucción, Nueva Sociedad 210, 37. Jg., H. 7. 219 S.

Lateinamerika ist von der Krise des neoliberalen Paradigmas und ersten Anzeichen eines alternativen Projekts gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang ist die Diskussion um die Neu- bzw. Wiedergründung des Staates in Lateinamerika zu verorten. Zentrale Themen sind dabei das Verhältnis zwischen verschiedenen Nationen in einem Staat, die Frage nach den Formen demokratischer Repräsentation und die ökonomische Staatsintervention.

Fidel Castro, Felipe Pérez Roque u. Heinz Dieterich, Kuba - nach Fidel. Kann die Revolution überleben? 2006. 178 S.

Als "erkenntnistheoretisches Erdbeben" zelebriert Dieterich die Rede Castros vom November 2005, die Anlass und Herzstück des von ihm herausgegeben Buches darstellt. Darin hole dieser "die Dialektik in den offiziellen Diskurs der kubanischen Revolution zurück" (14), indem er von der "Umkehrbarkeit" des revolutionären Prozesses spricht: "Diese Revolution kann sich selbst zerstören" ist die zentrale Aussage des zurückgetretenen Regierungs-, Partei- und Staatschefs. Er ist damit der erste Regierungsvertreter, der offen und direkt grundlegende Probleme des gegenwärtigen Kuba benennt.

Muruchi Poma: Evo Morales. Die Biographie. Leipzig 2007. 222 S.

26. Oktober 1959: In einem abgelegenen Dorf im Südwesten Boliviens wird Juan Evo Morales Aima als Sohn eines Ackerbauers geboren. 15 Jahre später soll Evo zu einem Verwandten gesagt haben: "Eines Tages werde ich Präsident sein." (56) 2005 Wirklichkeit geworden, zeichnet Poma Morales' Lebensweg von der Schulzeit über die ersten Versuche als Kokabauer bis hin zum Gewerkschaftsgeneralsekretär und Parteiführer nach.

Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. Revolution des 21. Jahrhunderts? 2. durchgesehene, überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Aufl. Köln 2007. 327 S.

Andrej Holm (Hg.): Revolution als Prozess. Selbstorganisierung und Partizipation in Venezuela. Hamburg 2007. 169 S.

Christoph Twickel: Hugo Chávez. Eine Biografie. 3. aktualisierte Aufl. Hamburg 2007. 352 S.

Über den so genannten bolivarianischen Prozess in Venezuela kursieren viele Mythen und Vorurteile. Durch die Fokussierung und Beschränkung der meisten Analysen auf Staatspräsident Hugo Chávez gelangen viele Autoren schnell zu dem Schluss, sein Projekt sei undemokratisch, autoritär, staatszentriert oder auch reformistisch. Eine seriöse Beschäftigung zeigt jedoch schnell: Die in Venezuela stattfindenden Veränderungen sind wesentlich komplexer als zumeist dargestellt und die Unübersichtlichkeit von politischen und basisdemokratischen Organisationsformen machen es nicht gerade leicht, den politischen Prozess im Land zu verstehen.

Antônio Inácio Andrioli: Biosoja versus Gensoja. Eine Studie über Technik und Familienlandwirtschaft im nordwestlichen Grenzgebiet des Bundeslandes Rio Grande do Sul (Brasilien). Bern u.a. 2007. 348 S.

Bernhard Leubolt: Staat als Gemeinwesen. Das Partizipative Budget in Rio Grande do Sul und Porto Alegre. Wien 2006. 208 S.

Chico Whitaker: Das Weltsozialforum. Offener Raum für eine andere Welt. Hamburg 2007. 253 S.

Der brasilianische Bundesstaat Rio Grande do Sul wird mitunter als Wiege der globalisierungskritischen Bewegung bezeichnet. Das Modell eines "partizipativen Budgets" (PB) in dessen Hauptstadt Porto Alegre schuf ein politisches Klima, das später zur Etablierung des Weltsozialforums beitrug. Die vorliegenden Studien untersuchen den häufig beschworenen ›Geist von Porto Alegre‹.

Ali Tariq: Piraten der Karibik. Die Achse der Hoffnung. München 2007. 304 S.

Wolfgang Hein (Hg.): Lateinamerika Analysen. Die lateinamerikanische Linke und die Globalisierung, 17. Jg., H. 2, 2007. 255 S.

Herbert Berger u. Leo Gabriel (Hg.): Lateinamerika im Aufbruch. Wien 2007. 280 S.

In Lateinamerika, weltweit erstes und von Militärdiktatoren streng bewachtes Experimentierfeld der Chicago-Boys, werden die neoliberalen Eliten heute nicht nur von sozialen Bewegungen, sondern auch von Reformregierungen unter Druck gesetzt. Weitgehend unstrittig ist, dass der Neoliberalismus in mehreren Ländern des Subkontinents im Kampf um die politisch-ideologische Hegemonie, sofern er sie denn je innehatte, ernsthafte Rückschläge hinnehmen musste.

Dietmar Dath: Maschinenwinter. Wissen, Technik, Sozialismus. Eine Streitschrift. Frankfurt/M 2008. 131 S.

Seit langem haben die Analysen der Linken zur gegenwärtigen Misere einen blinden Fleck: das Verhältnis zur Technik. Im Kampf gegen Atomkraft, Biotechnik und Überwachung hat die Linke sich in eine Abwehrstellung hineinmanövriert, die in technischen Entwicklungen zuerst neue Vorstöße der Konzerne sieht, Kontrolle und Inwertsetzung ohne Rücksicht auf Risiken und konkrete Lebensverhältnisse voranzutreiben.

Schirin Amir-Moazami: Politisierte Religion. Der Kopftuchstreit in Deutschland und Frankreich. Bielefeld 2007. 294 S.

Im Widerspruchsfeld von ethnisch-traditionalen Kollektividentitäten und den Egalisierungs- und Individualisierungseffekten des Kapitals, von staatsbürgerlichen Individualrechten und Multikulturalismus ist in den westeuropäischen Kernländern das Kopftuch zum Symbol des Grenzkonflikts zwischen laizistischer Allgemeinheit und Freiheit der Religion (jedoch als Privatsache) geworden.

Héctor Díaz-Polanco: Elogio de la diversidad. Globalización, multiculturalismo y etnofagia. México D.F. 2006, 2. Auflage 2007. 224 S.

Der Aufbruch der indianischen Völker Lateinamerikas, in Mexiko v.a. der zapatistische Aufstand von 1994, hat den politischen Frontverlauf und damit das intellektuelle Klima in vielen Ländern Lateinamerikas nachdrücklich verändert. Während nicht wenige linke Intellektuelle sich auf die Suche nach einer lateinamerikanischen Identität begaben, die sich von der europäischen essenziell absetzen soll (etwa Enrique Dussell), unternahm Díaz-Polanco, der sich schon zuvor mit Autonomiebewegungen befasst hatte, im Blick auf die Zapatistas den kontroversen Versuch, den romantischen Volksbegriff mit der Perspektive allgemeiner politischer Emanzipation im Geiste der Französischen Revolution zu versöhnen (vgl. jungle-world.com/artikel/2003/52/12027.html).

Ralf Konersmann: Kulturkritik. Frankfurt/M 2008. 136 S.

Verf. versucht, den Begriff der Kritik zu aktualisieren, indem er ihn durch einen der Moderne ›angemessenen‹ Begriff der Kulturkritik ersetzt. Das scheint ihm notwendig, weil allerorten von der "Krise der Kritik" zu hören sei. Dieser Behauptung entgegnet er mit der These, "dass die Kritik weder gefährdet ist noch verschwindet", sondern eben dabei sei, "sich in Kulturkritik zu verwandeln" (7).

Alex Demirovic: Nicos Poulantzas. Aktualität und Probleme materialistischer Staatstheorie. Münster 2007. 295 S.

Die Neuauflage des erstmals 1987 bei Argument erschienen Buches, das grundlegend in die verschiedenen Etappen und Problemstellungen der poulantzasschen Theorie einführt, ist gründlich überarbeitet und nimmt die wiederauflebende Diskussion um Poulantzas auf. In einem neuen zweiten Teil beschäftigt Verf. sich mit dem Verhältnis von formanalytischen Theoremen zur Argumentation von Poulantzas sowie dem Begriff der Verdichtung. Im ersten Teil arbeitet Verf. deutlicher als in der 1. Auflage die Problematik des relationalen Staatsverständnisses heraus.